Bautzener Urkunden gesichert

Bautzener Urkunden gesichertBautzen / Budyšín, 15. Oktober 2021. Im Archivverbund Bautzen ist unlängst erneut ein Zuwendungsbescheid der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) eingegangen. Damit kann die Bestandserhaltung von Urkunden zur Oberlausitzer Landesgeschichte bezahlt werden, denn die nötige Kofinanzierung vom Freistaates Sachsen und von der Stadt Bautzen übernommen.

Abb.: Dr. Ursula Hartwieg von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts, Grit Richter-Laugwitz vom Archivverbund Bautzen und Dr. Michael Vogel von der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek mit einer Urkunde von Kaiser Rudolf II. aus dem Jahr 1585
Bildquelle: Stadtverwaltung Bautzen
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Besonders viele historische Urkunden vorhanden

Besonders viele historische Urkunden vorhanden
Urkunde des Markgrafen Otto und von Konrad von Brandenburg aus dem Jahr 1284
Bildquelle: Stadtverwaltung Bautzen

Insgesamt geht es darum, für die im Stadtarchiv Bautzen aus der Zeit zwischen 1256 bis 1902 erhalten gebliebenen 724 Pergamenturkunden und 3.820 Papierurkunden eine archivgerechte Verpackung und Lagerung zu ermöglichen.

Die reiche Überlieferung resultiert aus der deutschlandweit einzigartigen Verfassungssituation des historischen Markgraftums Oberlausitz mit seiner Hauptstadt Bautzen. Die Oberlausitz war über viele Jahrhunderte ein selbständiges Territorium mit einer eigenen Verfassung und eigenen Machtorganen. Lange war der König von Böhmen Landesherr, 1635 ging die Oberlausitz an Sachsen über. Der Vertreter des Landesherrn, der Landvogt, saß in der Bautzener Ortenburg. Dadurch fungierte der hiesige Rat häufig als Mittler: Ein- wie ausgehende Schriftstücke wurden oftmals durch ihn in Empfang genommen oder versandt. Diese besondere historische Situation spiegelt sich bis heute im Bestand des Stadtarchivs wider, hier finden sich neben zwei Papsturkunden auch 100 Kaiserurkunden, 374 Königsurkunden sowie 83 Urkunden der Kurfürsten.

Wegen früherer unsachgemäßer Lagerung ist es zu Schäden an den Urkunden gekommen. Besonders dringend mussten die Pergamenturkunden gerettet werden, denn diese hatten durch die gefaltete Einlagerung in geschlossenen Urkundentaschen sowie durch mehrmalige Umzüge des Archivs stark gelitten. An den Faltstellen gab es Risse im Material, die bereits zu Schriftverlust führten. Die anhängenden Siegel waren teils zerbrochen oder durch Hitze – etwa bei Stadtbränden – geschmolzen und in das Trägermaterial eingedrungen. Die Stadt Bautzen hatte in den Jahren 2018 und 2019 bereits eigene Mittel zur Verfügung gestellt, um die Umverpackung der 200 ältesten Urkunden aus dem Bestand zu realisieren und Mengenverfahren zu testen. Die Weiterführung der Maßnahme hätte wegen der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Mittel viele weitere Jahre in Anspruch genommen.

Mit dem seit 2017 bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) aufgelegten Sonderprogramm zur Förderung von Mengenverfahren wurde ein Förderinstrument eingerichtet, welches nun passgenau Mittel zur Schutzverpackung der Bautzener Urkunden bereithielt. Da es für sächsische Archive seitens des Freistaates Sachsen keine direkten Fördermöglichkeiten gibt, erfolgte die Beantragung gemeinsam mit der beim Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst bzw. der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek angesiedelten Landesstelle für Bestandserhaltung. Denn diese Landesmittel sind Voraussetzung dafür, dass sich Träger von Archiven überhaupt um Mittel aus dem BKM-Sonderprogramm bewerben können.

Mit den insgesamt 25.000 Euro Fördermitteln von Bund und weiteren 15.000 Euro vom Freistaat Sachsen sowie einem Anteil von 10.300,00 Euro an Eigenmitteln können nun alle Urkunden einer archivgerechten Verpackung zugeführt werden.

Für die Pergamenturkunden ist dieser Prozess bereits abgeschlossen, die Papierurkunden werden gerade bearbeitet. Die Pergamenturkunden wurden gereinigt und in archivgerechte, normierte Kartons eingelegt, vorhandene Siegel oder Siegelreste wurden fixiert. Parallel dazu fand eine Schadenserhebung statt, um zu ermitteln, wie hoch der Restaurierungsbedarf an den Urkunden ist und mit welcher Priorität die Urkunden künftig restauriert werden müssen.

Neben den Mitteln aus dem BKM-Sonderprogramm hat der Archivverbund in den Jahren 2020 und 2021 von der KEK auch wieder Mittel aus dem Förderprogramm für Modellprojekte erhalten. Mit den hier im Jahr 2020 bewilligten 20.000 Euro konnten 16 besonders schwer geschädigte Protokollbände aus dem Bestand "Ratsprotokolle bis 1832" restauriert werden. Im Jahr 2021 wird die Restaurierung der ältesten Einwohnerlisten der Stadt Bautzen, der sogenannten Geschosssteuerlisten, seitens der KEK mit ebenfalls 20.000 Euro gefördert.

Dank der von Bund und Land bereitgestellten Mittel werden nun in den nächsten beiden Jahren wichtige Schritte für die Bestandserhaltung des Bautzener Archivgutes umgesetzt. Im Ergebnis soll gewährleistet werden, dass noch viele künftige Generationen auf die Zeugnisse der Oberlausitzer und Bautzener Geschichte im Original zurückgreifen können, weil sie als sächsisches Kulturgut nachhaltig gesichert wurden.

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  • Quelle: red | Bilderquelle: Stadtverwaltung Bautzen
  • Erstellt am 15.10.2021 - 15:08Uhr | Zuletzt geändert am 15.10.2021 - 15:25Uhr
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