Mättigstiftung übergibt historische Rechnungsbücher an Bautzener Archiv

Bautzen, 16. Oktober 2024. Die Mättigstiftung hat dem Archivverbund Stadtarchiv/Staatsfilialarchiv Bautzen eine historische Sammlung von Rechnungsbüchern aus dem Nachlass des Riemermeisters Johann Georg Schlemmer übergeben. Schlemmer, der 1873 kinderlos verstarb, hinterließ nicht nur diese wertvollen Dokumente, sondern auch ein Vermächtnis, das bis heute an die Armen und Bedürftigen der Stadt erinnert.

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Schlemmers Stiftung: Unterstützung für die Ärmsten

Die von Schlemmer testamentarisch eingerichtete Stiftung umfasste zum Zeitpunkt ihrer Gründung 1867 ein Kapital von 3.427 Mark. Die Zinsen wurden jährlich an besonders bedürftige Einwohner Bautzens ausgeschüttet. Zu den Begünstigten zählten laut den erhaltenen Rechnungsbüchern „die Klasse der niedrigsten und ärmsten Tagelöhner“: Feldarbeiter, alte Waschfrauen, Maurergesellen und andere Arbeitergruppen, die ohne gesicherten Lohn auskommen mussten. Die Ausschüttung der Gelder fand traditionell am Weihnachtsabend statt, wodurch den Empfängern eine Unterstützung zur Winterzeit zugutekam. Bestimmte Personengruppen, wie pensionierte Beamte, Künstler und Musikanten sowie Personen, die durch eigenes Verschulden verarmt waren, wurden jedoch von der Unterstützung explizit ausgeschlossen.

Bis 1915 wuchs das Vermögen der Stiftung auf 15.369 Mark an. Mit diesen Mitteln wurde nicht nur Einzelpersonen geholfen, sondern auch verschiedene städtische Einrichtungen unterstützt, darunter das Stadtkrankenhaus und die Kinderbewahranstalt. Eine weitere Zweckbestimmung beinhaltete den Erhalt von Schlemmers eigener Grabstelle auf dem Taucherfriedhof.

Historische Dokumente nun für die Öffentlichkeit zugänglich

Grit Richter-Laugwitz, die Leiterin des Archivverbundes, äußerte sich erfreut über den Neuzugang: „Die Rechnungsbücher ergänzen den vorhandenen Bestand und ermöglichen einen detaillierten Einblick in die Bautzener Stadtgeschichte.“ Bürgermeister Karsten Vogt, der als Mitglied des Stiftungsrates tätig ist, nahm die Dokumente im Ratssaal des Rathauses entgegen. Der Vorsitzende der Mättigstiftung, Dr. Uwe Koch, überreichte die Bücher im Rahmen einer offiziellen Übergabezeremonie am 21. September 2024.

Durch die Dokumente erhält das Stadtarchiv eine wertvolle Quelle, die die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Bautzens im späten 19. Jahrhundert beleuchtet. Historiker und interessierte Bürger können die Bücher im Archiv einsehen, um sich ein Bild von den damaligen Lebensverhältnissen und den sozialen Herausforderungen zu machen.

Bautzen im historischen Wandel

Das späte 19. Jahrhundert markierte für Bautzen eine Zeit des Wandels. Im Jahr 1868 erfolgte die offizielle Umbenennung von Budissin zu Bautzen. Kurze Zeit später wurden wichtige Institutionen gegründet und markante Bauwerke errichtet, wie die Schulsternwarte und das Wendische Haus. Im frühen 20. Jahrhundert folgten weitere Bauprojekte, darunter das bekannte Justizgebäude und die Sächsische Landesstrafanstalt. Diese infrastrukturellen Veränderungen prägten das Stadtbild und spiegeln sich nun in den überlieferten Dokumenten wider.

Mit der Schenkung der Rechnungsbücher durch die Mättigstiftung wurde ein weiteres historisches Zeugnis dem Stadtarchiv zugeführt. Damit wird nicht nur das kulturelle Erbe der Stadt bewahrt, sondern auch der Zugang zu wichtigen Informationen über die Vergangenheit Bautzens gewährleistet.

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