Gewaltausbrüche vom Juni aufgeklärt

Bautzen / Budyšín. Die siebenköpfige Ermittlungsgruppe „Gewalt“ hat ihre Ermittlungen mit 61 Verfahren abgeschlossen. Insgesamt konnten 31 Tatverdächtige zu den Ausschreitungen in Bautzen nach den Endrundenspielen der Fußball-EM ermittelt werden. Nach den entsprechenden Spielen mit deutscher Beteiligung am 19., 25. und 29. Juni 2008 kam es im Stadtzentrum Bautzens zu gewalttätigen Ausschreitungen aus einer Menschenmenge von jeweils zwischen 200 und 400 Personen heraus. Polizeibeamte wurden mit Flaschen und Steinen beworfen. Es kam zu Beschädigungen von Einsatzfahrzeugen sowie zu Beleidigungen und Bedrohungen gegenüber Polizeibeamten. Zudem skandierten mehrere Personen ausländerfeindliche Parolen und zeigten den Hitlergruß. Am 25. Juni verbrannten im Anschluss an das Halbfinalspiel Deutschlands gegen die Türkei mehrere Personen eine türkische Fahne, wie sie zu jener Zeit als "Fan-Artikel" im Einzelhandel erhältlich war. Die Störer traten, insbesondere am 29. Juni, teilweise vermummt auf.

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Dienststellenübergreifende Ermittlungsgruppe

Die Ermittlungen hatte die zuständige Polizeidirektion Oberlausitz-Niederschlesien aufgenommen. Dazu wurde in der Kriminalaußenstelle Bautzen eine siebenköpfige Ermittlungsgruppe „Gewalt“ gebildet. Ziel war es, die Bearbeitung aller im Zusammenhang mit den Ausschreitungen an den drei Spieltagen stehenden Ermittlungsverfahren zentral zu bearbeiten, weitere Straftaten zu erforschen und die verantwortlichen Straftäter zu ermitteln.

Die Ermittlungsgruppe wurde dienststellenübergreifend besetzt, sie bestand aus Beamten der Kriminalpolizei, einem Mitarbeiter des Dezernats Staatsschutz und Beamten des Polizeireviers Bautzen. Nach 10-wöchiger intensiver Ermittlungsarbeit beendet die Ermittlungsgruppe „Gewalt“ jetzt ihre Tätigkeit.

Wesentliche Ermittlungsergebnisse

Insgesamt wurden 61 Ermittlungsverfahren durch die Ermittlungsgruppe „Gewalt“ an die Staatsanwaltschaft Bautzen übergeben, davon 55 Verfahren mit bekannten Tätern (darunter gefährliche Körperverletzungen, Beleidigungen, Sachbeschädigungen und Widerstandshandlungen bei Gewahrsamnahmen).Bei den ermittelten Tatverdächtigen handelt es sich um 31 Personen im Alter von 17 bis 25 Jahren aus dem Raum Bautzen. Die EG „Gewalt“ klärte damit, mit Ausnahme von vier Sachbeschädigungen (Fensterscheiben, technische Einrichtungen, Kraftfahrzeuge), alle im Zusammenhang mit den gewalttätigen Ausschreitungen nach EM-Spielen im Stadtgebiet Bautzen zur Anzeige gebrachten Straftaten. Auch alle durch Videodokumentation festgestellten strafbaren Handlungen sind aufgeklärt und die Tatverdächtigen ermittelt.

Polizeihauptkommissar André Schäfer, der Leiter der Ermittlungsgruppe, resümiert: „Die Intensität der gewalttätigen Ausschreitungen hat sich, beginnend mit dem Viertelfinalspiel am 19. Juni über das Halbfinalspiel am 25. Juni bis hin zum Finale am 29. Juni stetig gesteigert.“ Während zunächst ein harmloser Vorfall Auslöser der Ausschreitungen am Abend nach dem Viertelfinalspiel war, handelte es sich an den Abenden des Halbfinal- und des Finalspieles um gesteuerte und, zumindest im Fall der Ausschreitungen nach dem Finalspiel, um geplante Aktionen seitens des polizeilichen Gegenübers. Nachdem im Anschluss an die Übertragung des Halbfinalspiels am 25. Juni erneut etwa 250 Personen in Richtung Kornmarkt gezogen waren, kam es aus einer Gruppe von erst 20, später 50 Personen zu Beleidigungen und im Weiteren zum Werfen von Flaschen und Steinen gegen Einsatzbeamte. Eine männliche Person, vermummt mit einer Gasmaske, dirigierte diese Störergruppe durch das Bautzener Stadtgebiet und animierte zu Sachbeschädigungen und Angriffen gegen Einsatzkräfte der Polizei. Bei dieser Person handelt es sich, so die Ermittlungsergebnisse, um einen 24-jährigen Bautzener, der bislang polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten war. Er ist teilweise geständig.
Die Verantwortlichen zu der Verbrennung einer türkischen Fahne konnten bekannt gemacht werden. Bei den Haupttätern handelt es sich um eine 19-Jährige und einen 24-Jährigen aus Bautzen. Die Fahne hatte eine weitere Beteiligte als „Fan-Utensil“ erworben und den beiden zur Verbrennung überlassen.

Der Aufruf zu den gewalttätigen Ausschreitungen erfolgte mit einer als Kettenbrief versandten SMS, in der ein unbekannter Autor zu „Aktionen gegen Polizeiwillkür“ aufforderte. Die SMS konnte zu ihrem wahrscheinlichen Ursprung, einem Internet-Telefonanschluss, zurück verfolgt werden.

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  • Quelle: /red
  • Erstellt am 29.09.2008 - 00:36Uhr | Zuletzt geändert am 29.09.2008 - 00:36Uhr
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