Friedensbrücke Bautzen weiter halbseitig gesperrt

Bautzen / Budyšin, 18. Juli 2017. Ein Plan ist auch dazu da, damit man bemerkt, wenn er nicht erfüllt wurde. Im Gegensatz zur Zeit der "DDR", als die Planerfüllung und -übererfüllung (Stichwort Gegenplanbewegung) eine heilige Kuh war, schaut man heute nach den Ursachen und leitet die nötigen Konsequenzen ab, wenn ein Ziel nicht erreicht wurde. Aktuelles Beispiel: Die Friedensbrücke in Bautzen.
Abbildung: Auf der Friedensbrücke in Bautzen – wenn beide Fahrspuren frei sind.

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Planerfüllung: Ein ergiebiges Stichwort

Eigentlich sollten dir Arbeiten an der Friedensbrücke, die aktuell halbseitig für den Verkehr gesperrt ist, am 21. Juli 2017 beendet werden. Pustekuchen – offenbar hatte niemand den Bauablauf informiert. Der will jetzt mehr Zeit haben. Da man ja nicht mittendrin aufhören kann, bleibt die Friedensbrücke erst einmal weiter in Richtung Innenstadt gesperrt.

Für die Verzögerung macht das beauftragte Unternehmen das Zusammenwirken zweier Feinde der Arbeiten verantwortlich: den starken starke Rost und das Wetter. Beide haben das Aufbringen des Korrosionsschutzes deutlich erschwert.

Nun sollen, so der Antrag des Unternehmens, die Arbeiten bis zum 28. Juli 2017 verlängert werden. Während über den Rost mittlerweile Gewissheit besteht, ist dem in Bezug auf das Wetter nicht so. Deshalb ist offen, ob der neue Plan erfüllt, übererfüllt (man wird eher fertig) oder nicht erfüllt wird (wenn man nochmal etwas länger braucht).

Kommentar

Diejenigen, die einen Großteil ihres Lebens in der "DDR" verbracht haben und dabei ungewollt einen riesigen Erfahrungsschatz über die Führung eines Staates und das verhalten seiner Bürger anhäufen konnten, erinnern sich vielleicht noch an die roten Sterne auf den Volkseigenen Betrieben (VEB). Das waren stolze Symbole des Erfolgs des Sozialismus: Sie durften abends nur dann leuchten, wenn der Betrieb seinen Plan erfüllt hatte.

Was die damals noch optimistischen Genossen nicht ahnten: Die Planerfüllung wurde zunehmend schwieriger, meist wegen zu hoher Auflagen, nicht wachsender Produktivität oder häufig wegen des Mangels an Material und Zulieferteilen (den Absentismus von Zulieferteilen wollte man mit der FDJ-Initiative "Magistrale der Zulieferindustrie" bekämpfen). Als die Planerfüllung immer öfter nur noch auf dem Papier, aber nicht mehr in der Produktion klappte, lösten die SED-Linken das Problem auf ihre Weise, indem die roten Sterne an jedem Arbeitstag angeschalten wurden.

So richtig positiv kam das in der Bevölkerung jedoch nicht 'rüber, wenn der leuchtende rote Stern jeden Abend daran erinnerte, dass dieses kleine, aber großmäulige Staatsgebilde (Unter den zehn stärksten Industrienationen der Welt!) eine Einrichtung von Sowjets Gnaden war. Deshalb verschwanden – wenn ich recht erinnere, in den späten sechziger oder in den siebziger Jahren – die roten Sterne von den VEB-Dächern.

Am längsten leuchtete – weit sichtbar – der rote Stern auf der Erzwäsche im erzgebirgischen Scheeberg, wo aus dem Uranerz, der Pechblende (Uraninit), das Yellow Cake ausgelaugt wurde. Aber das war ja auch kein Volkseigener Betrieb, sondern sie gehörte zur SDAG Wismut, einer Sowjetisch-Deutschen Aktiengesellschaft.

Good old times, bad old times,

meint Ihr

Thomas Beier

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  • Quelle: red | Fotos: © Bautzner Anzeiger
  • Erstellt am 20.07.2017 - 08:59Uhr | Zuletzt geändert am 20.07.2017 - 10:03Uhr
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