Vortrag zu germanischen Rennöfen

Bautzen / Budyšín. Germanischen Rennöfen aus dem 2. Jahrhundert widmet sich ein Vortrag im Museum Bautzen. Dr. Thomas Puttkammer vom Museum der Westlausitz spricht zum Thema "Experimenteller Umgang mit Feuer - Versuche zur germanischen Eisenverhüttung und zur Rekonstruktion von Rennöfen" und greift damit das Thema der aktuellen Sonderausstellung „Feuer und Licht“ auf. Mit Rennöfen wurden Eisenerze zu Schmiedemetall verhüttet. Die entstehende Schlacke rann aus den Öffnungen des Schachtofens in die Herdgrube - dieses "Rinnen" der Schlacke führte zur Bezeichnung "Rennofen".

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Wie haben die alten Germanen das eigentlich gemacht?

Ein dreijähriges EU-Projekt ermöglicht es Dr. Puttkammer und seinem Team, das "germanische" Rennofenverfahren im Feldversuch zu testen. Dabei sollte aus örtlich vorkommendem Raseneisenerz schmiedbares Eisen hergestellt werden. Auf moderne Hilfsmittel wurde dabei soweit wie möglich verzichtet. Man wollte einen genaueren Einblick in die Arbeitsleistungen, die benötigten Ressourcen und das Wissen unserer Vorfahren erhalten. Über die Ergebnisse, Erfolge wie auch Misserfolge des Projekts will Dr. Puttkammer berichten.

Eisen, einer der wichtigsten metallischen Werkstoffe, hat die Entwicklung der menschlichen Geschichte maßgeblich beeinflusst. Im 4. Jahrtausend v. Chr. wurde im Vorderen Orient Eisen mit hohem Nickelgehalt aus Eisenmeteoriten verarbeitet. Die Anfänge der Eisenerzverhüttung im so genannten Rennofenverfahren finden sich im letzten Viertel des 2. Jahrtausends v. Chr. in Anatolien und den benachbarten Ländern. Das Verfahren lieferte schmiedbares Eisen, welches den bis dahin üblichen Bronzen bezüglich der Verarbeitungsmöglichkeiten, Härte und Zähigkeit deutlich überlegen war. Im Verlauf des 9. Jahrhunderts v. Chr. gelangte die Technik nach Mitteleuropa. In der Oberlausitz lässt sich der Abbau lokaler Raseneisenerzvorkommen und deren Verhüttung zu Eisen mit Beginn der germanischen Besiedlung am Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. nachweisen.

Hingehen!
Donnerstag, 26. Januar 2012, 19 Uhr,
Museum Bautzen.

Die Ausstellung „Feuer und Licht“
Im Mittelpunkt der Sonderausstellung „Feuer und Licht - Kulturgeschichtliche und naturkundliche Blicke auf Feuerzeuge und Lampen“, die noch bis zum 26. Februar 2012 im Museum Bautzen zu sehen ist, stehen sowohl Methoden und Techniken der Feuererzeugung als auch die Beleuchtung von Innenräumen - vor dem Zeitalter der Elektrifizierung.

Abbildung: Rekonstruierter historischer Rennofen in der Vorheizphase,
Versuchsreihe 2011 im Steinbruch Miltitz bei Nebelschütz.
Foto: Museum Bautzen

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  • Quelle: red | Foto: Museum Bautzen
  • Erstellt am 20.01.2012 - 09:45Uhr | Zuletzt geändert am 20.01.2012 - 09:45Uhr
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