Bautzener Handel stärken

Bautzen / Budyšín, 23. April 2013. "Der Leerstand Bautzener Geschäfte nimmt zu und Ihr wollt ein neues Einkaufszentrum bauen“ steht gelegentlich in Leserbriefen, dem Gästebuch auf www.bautzen.de oder auf Facebook zu lesen. Alexander Scharfenberg, Leiter des Wirtschaftsförderungsamtes der Stadt Bautzen, ging diesem Vorwurf auf den Grund und widerspricht vehement. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun: "Um es vorweg zu nehmen: nicht die Stadt baut ein Einkaufszentrum. Vielmehr hat sich ein privater Investor sehr intensiv mit der wirtschaftlichen Lage in und um Bautzen befasst und daraus den Schluss gezogen, das vorhandene Angebot zu ergänzen“. Immerhin nimmt die Säurich und Sassenscheidt GbR für die Planung, Grundstückskäufe und den Bau mehrere Millionen Euro in die Hand. Da sollte man sich seiner Sache schon sehr sicher sein.

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Für die Zukunftsfähigkeit vom Bautzen

Scharfenberg analysierte im zentralen Versorgungsbereich der Stadt Bautzen, der von seinen Ausmaßen in etwa mit dem Sanierungsgebiet identisch ist, welche Geschäfte aus welchem Grund derzeit keine Nutzung haben. Mehr als 40 leere Schaufenster "gähnen“ aus den unterschiedlichsten Gründen in erdrückender Leere, beispielsweise in der Kornmarktpassage. Hier stehen aktuell 8 Geschäfte leer. Wegen des geplanten Lauencenters? „Nein“ sagt der Wirtschaftsförderer. „Die Kornmarktpassage ist baulich problematisch, lädt schon von seiner Struktur her nicht zum Einkaufen ein“. Außerdem ließen diverse Eigentümer und Verwalter in den letzten Jahren kaum einen Willen an Veränderung erkennen. Zuletzt mussten weitere Geschäfte wegen permanent steigender Miet- und Nebenkosten das Handtuch werfen. Am 10. April traf sich der Wirtschaftsförderer zu Letzt mit den Verwaltern des Gebäudes, der Paul Immobilien GmbH mit Sitz in Leipzig. Gemeinsam wurde hier überlegt, wie der Kornmarktpassage wieder zu neuem Leben verholfen werden kann. "Die ersten Ideen sind entstanden und die Verwalter arbeiten nun an einer neuen Geschäftsidee“ so Scharfenberg. Mehr kann und will er an dieser Stelle nicht verraten.

Warum schließen Geschäfte sonst noch? Zum Beispiel wegen der unattraktiven Lage. Der ehemalige Fahrradladen an der Rückseite der „Krone“ ist ein solches Beispiel aber auch die Hintere Reichenstraße ist keine gute Adresse für florierende Geschäfte. Anderen Läden fehlen barrierefreie Zugänge oder der Denkmalschutz schließt eine Umnutzung aus. "Ein solches Beispiel ist die ehemalige Goetheapotheke auf der Goschwitzstraße. Die Einrichtung ist denkmalrechtlich geschützt und muss erhalten bleiben“. Leerstand gibt es auch wegen mangelhafter Bauzustände. Allein auf Innerer und Äußerer Lauenstraße gibt es 13 solcher Adressen, die Gründe sind bekannt.

"Leerstand ist bedauerlich“, so Scharfenberg. Er birgt zudem die Gefahr, dass sich Anbieter einmieten, die das Einkaufsniveau senken: "Ich habe schon Orte erleben müssen, da bestimmen Sparoasen und Billigläden das Bild der Innenstadt“. Ein solches Szenario dürfe es für Bautzen nicht geben.

Das Lauencenter sein auch "eine Chance, die Einkaufsstadt als Gesamterlebnis inhaltlich und verkehrlich zu verbinden." Es gebe Pläne, nach denen soll aus der ehemaligen Bundesstraße quer durch das Stadtzentrum eine verkehrsberuhigte Zone entstehen. "Das wird den Innenstadthandel extrem aufwerten“, meint Scharfenberg. Trotzdem sind dem Wirtschaftsförderer die Bedenken der Händler durchaus bewusst und wie ein aktuelles Gutachten zeigt, sind sie auch nicht unbegründet.

Durch die Projekte am Kornmarkt und das geplante Lauencenter wird ein Umsatzzuwachs von ca. 30 Mio. Euro in der Innenstadt prognostiziert, wobei es aber auch zu einer Umsatzumverteilung zu Lasten der bestehenden Händler in der Innenstadt von ca. 5 Mio. Euro kommen wird. Insgesamt bewertet das Gutachten die Erweiterung des Handelsangebotes aber als Chance für Handel und Dienstleistungsangebote in der Stadt. "Mit der Initiative, Bautzen zur Service-Qualitätsstadt zu machen, schaffen wir einen weiteren Anreiz für potentielle Kunden“, so Scharfenberg, der sich ein Scheitern des Lauencenters gar nicht ausmalen mag. Dabei geht es ihm nicht nur darum, dass eine gescheiterte Investition insgesamt ein schlechtes Zeichen für die Zukunftsfähigkeit setzt.

Wenn Bautzen seiner zentralen Rolle in der Region nicht mehr gerecht wird, ergreifen andere Städte diese Chance. Damit ginge ein weiterer Rückgang des Umsatzes einher und der Leerstand würde auch an exponierten Stellen zunehmen.

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 23.04.2013 - 02:43Uhr | Zuletzt geändert am 23.04.2013 - 02:43Uhr
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