Lauencenter birgt mehr Chancen als Risiken

Bautzen / Budyšín, 2. September 2011. In ihrer Sitzung am Mittwoch, dem 31. August 2011, haben sich die Bautzener Stadträte mit der Auswirkungsanalyse zu den geplanten Vorhaben „Lauencenter“ und „östlicher Kornmarkt“ befasst. Das von der BBE Handelsberatung GmbH, Leipzig, verfasste Gutachten beschreibt die konkreten Folgen der zwei Projekte auf den Handel in Bezug auf die raumordnerische und städtebauliche Entwicklung der Stadt.

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Die Frage ist: Verträgt Bautzen mehr Handel?

Das BBE-Gutachten - im exakten Wortlaut „Auswirkungsanalyse zu den städtebaulichen und raumordnerischen Auswirkungen der innerstädtischen Planvorhaben „Lauencenter“ und „östlicher Kornmarkt“ in der Stadt Bautzen“ - wurde von der BBE Handelsberatung GmbH aus Leipzig erstellt. Die Kosten belaufen sich auf rund 7.000 Euro. Zwar liegen der Stadtverwaltung bereits zwei Studien zur Handelsentwicklung vor, diese treffen jedoch vorrangig allgemeine Aussagen zu Bautzen als Einzelhandelsstandort und den grundsätzlichen Entwicklungschancen der Stadt. Was bisher fehlte, war ein Gutachten, das sich konkret mit den Vorhaben „Lauencenter“ und „Kornmarkt“ befasst und deren Auswirkungen auf die Stadt und ihren Handel darstellt.

Mit den geplanten Projekten verbinden sich für die Stadt Chancen und Risiken, wobei die Chancen für die Entwicklung der Bautzener Innenstadt als überwiegend bewertet werden. Die Analyse bewertet mit Blick auf die Vorhaben verschiedene Problemfelder wie Kaufkraftabflüsse, Kaufkraftbindung und bezieht die Entwicklung von Kaufkraft, Bevölkerungszahlen sowie Altersentwicklung mit ein. Dabei wird auf objektive Daten wie Bevölkerungsprognosen des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachen, dem „Handelsatlas für den Freistaat Sachsen“ der IHK Dresden, dem „Einzelhandels- und Zentrenkonzept“ von Hoyerswerda, die „Potenzialanalyse für den Einzelhandel“ von Görlitz sowie die Wirkungsanalyse für die Erweiterung des Elbeparks zurückgegriffen.

Vor dem Hintergrund einer sich im Wandel befindlichen Handelslandschaft, so die Stadtverwaltung Bautzen, sind vor allem folgende Erkenntnisse aus der Analyse wichtig:

Die oft geäußerten Bedenken bezüglich der Entwicklung von Bevölkerungszahlen, Kaufkraft und Altersdurchschnitt sind vom Gutachter in besonderem Maß berücksichtigt worden. Die Analyse bewertet allein die geplanten Vorhaben. Trotz zu erwartender Rückgänge kann die im Einzugsgebiet vorhandene Kaufkraft für beide Projekte ausreichen. Das Gutachten hält den geplanten Zuwachs an Verkaufsfläche durch beide Vorhaben für verträglich.

Die Stadt Bautzen muss mittel- und langfristig für die unmittelbare und mittelbare Umgebung zusätzliche Versorgungsfunktionen übernehmen, da diese vor allem im ländlichen Raum nicht mehr vorgehalten werden. Der Wettbewerb zu den Partnern im Oberzentralen Städteverbund wird zu keinen wesentlichen Verschiebungen führen.

Mit beiden Vorhaben ist es möglich, Kaufkraft in größerem Umfang nach Bautzen und damit in die Region zurückzuholen und hier zu binden. Dies gilt vor allem für die laut Gutachter massiven Kaufkraftabflüsse aus unserer Region nach Dresden. Die Konkurrenz zum Standort Dresden wird sich jedoch im Rahmen halten. Denn die zu erwartenden Kaufkraftrückflüsse betragen nur einen geringen Teil jener Summe, die aus dem Landkreis Bautzen an Kaufkraft abfließt.

Eine vom Gutachter durchgeführte Befragung von 500 Haushalten zum Einkaufsverhalten brachte zudem interessante Erkenntnisse: So geben mehr als die Hälfte der Befragten an, das sie Bautzen aufgrund der Nähe als Einkaufsort bevorzugen. Nur rund 16 Prozent gaben das Angebot als Grund an, Beratung und Service nannten nur rund 2 Prozent. Lediglich 1,3 Prozent kaufen ein, weil sie lokale Händler stärken wollen. Dies ist vor dem Hintergrund einer sich wandelnden Handelslandschaft zu bedenken.

Die Analyse zeigt weiterhin, dass der oft zitierte sachsenweite „Spitzenplatz“ von Bautzen in Bezug auf die Verkaufsfläche bei genauerer Betrachtung relativiert werden muss. Zwar liegt Bautzen mit 3,22 Quadratmetern Verkaufsfläche je Einwohner vor Görlitz, Dresden, Kamenz und Hoyerswerda. Dies liegt allerdings vor allem an der großen Zahl von Einrichtungen aus der Branche der Baumärkte, Heim- und Haustextilien sowie Möbel. In allen anderen Sortimenten sind die Werte vergleichbar mit denen anderer Städte (Analyse, Seite 35).

Die gutachterliche Aussage, dass „insgesamt keine negativen raumordnerischen und städtebaulichen Auswirkungen“ zu erwarten sind, bestätigt die bisherige Einschätzung der Stadtverwaltung. Leerstehende Geschäftsstraßen, wie sie zum Teil von Skeptikern befürchtet werden, sind nicht zu erwarten. Im Gegenteil: Straßen wie die Goschwitzstraße können von der Entwicklung profitieren.

Gleichwohl werden die geplanten Projekte auch am Bautzener Einzelhandel nicht spurlos vorbei gehen. Dies zeigen die vom Gutachter beschriebenen Umsatzverteilungen innerhalb der Stadt. Dabei sind die einzelnen Standorte und jeweiligen Branchen in sehr unterschiedlichem Maß betroffen. Bei einer problematischen Aufstellung von Händlern, sei es durch finanzielle Probleme, nicht marktgerechte Konzepte, schlechte Lagen, etc., kann dies auch eine Gefahr für die Existenz einzelner Händler bedeuten. In der Summe wird es im bestehenden Einzelhandel jedoch zu einer Stabilisierung und Verbesserung der Qualität beitragen.

Und nun?

Die vorgestellte Auswirkungsanalyse ist ein wichtiger, aber lange noch nicht der letzte Schritt bei der Realisierung der geplanten Projekte. Nach der Beratung im Stadtrat wurde die Analyse auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt. Nun folgen weitere Abstimmungen mit der Landesdirektion Dresden, den Städten des Oberzentralen Städteverbundes sowie die Diskussion im Beirat für Stadtentwicklung.

Um auch die breite Öffentlichkeit einzubeziehen, wird ein Einwohnerforum angeboten.

Hingehen!
Einwohnerforum der Stadt Bautzen
Mittwoch, 14. September, 19 Uhr,
Gewandhaus, Stadtratssaal,
Innere Lauenstraße 1

Händlerforum des Innenstadt Bautzen e.V.
Donnerstag, 15. September, 19 Uhr,
Gewandhaus, Stadtratssaal,
Innere Lauenstraße 1

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  • Quelle: red
  • Erstellt am 02.09.2011 - 11:23Uhr | Zuletzt geändert am 15.12.2022 - 15:41Uhr
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