Fehler bei der Berufswahl vermeiden
Bautzen / Budyšín, 9. Februar 2023. Von Thomas Beier. In Bezug auf gemachte Fehler gibt es einige Grundsätze, denen man folgen sollte. Zwei davon sind besonders wichtig, damit man mit sich selbst im Reinen bleibt.
Über den Umgang mit Fehlern
Der erste Grundsatz bei der Beurteilung von Fehlern ist es, sie aus der Zeit heraus, als sie begangen wurden, zu beurteilen. “Hinterher ist man immer klüger”, sagt ein Sprichwort – doch aus dieser Position heraus eigene Fehler oder die anderer zu beurteilen, wäre nicht fair. Oftmals muss man konstatieren, dass man heute als älteres Semester etwas viel besser machen würde, es damals aber nicht besser wusste.
Beim zweiten Grundsatz geht es um Fehler, die nicht mehr korrigierbar oder – vielleicht noch schlimmer – nicht entschuldbar sind. Über Fehler, die nicht mehr zu beheben sind, braucht man sich nicht zu ärgern – nur lernen sollte man daraus. Ein Beispiel ist die versehentlich umgestoßene, äußerst wertvolle chinesische Porzellanvase, die in Tausende von Scherben zerschellt ist. Eigentlich müsste man sofort lauthals lachen, um den Schock zu überwinden, denn zu retten ist nichts mehr. “Aber da gibt es doch nichts zu Lachen!”, wird mancher meinen. Doch, denn Lachen – richtig eingesetzt – befreit von vielerlei Ungemach.
Vielleicht erinnert sich mancher an den Film “Alexis Sorbas”, gedreht nach dem Roman von Nikos Kazantzakis mit Anthony Quinn in der Titelrolle. Als die von Sorbas erbaute Seilbahn zum Transport von Baumstämmen nach den ersten Versuchen zusammenbricht und damit alle Träume platzen und alles Geld verloren ist, sagt er sinngemäß: “Chef, hast du jemals etwas so herrlich einstürzen sehen?” – und dann tanzen sie den Sirtaki. C'est la vie! Wir können das Geschehene nicht ändern, aber vielleicht daraus lernen und nach vorne schauen.
Was das für die Berufswahl bedeutet
Einer meiner Jugendfehler war es, einen der begehrten Studienplätze an der renommierten Hochschule für industrielle Formgestaltung – Burg Giebichenstein in Halle (Saale) in den Wind zu schlagen. “Die Industrie ernährt immer ihren Mann”, hatte mein Vater postuliert und so studierte ich an der damaligen TH Karl-Marx-Stadt. Das sollte sich als doppelter Irrtum erweisen: Das Studium an der als besonders rot verschrienen Schule machte wenig Spaß und die Mär’, die Industrie ernähre immer Ihren Mann, ist 1990 mit der “DDR” untergegangen.Zum Glück hatte mich mein Arbeitgeber schon im zweiten Arbeitsjahr zu einem zweijährigen Postgradualstudium der Informatik an die TU Dresden geschickt. Am Tag, an dem wir die Abschlusszeugnisse erhielten, es war der 4. Oktober 1989, wurden wir mit ein paar Freunden Zeugen, wie am Dresdner Hauptbahnhof die Gewalt ausbrach. Hintergrund: Die Sonderzüge mit den Ausreisewilligen aus der Prager Botschaften mussten über das “DDR”-Gebiet fahren und viele wollten noch aufspringen. Jedenfalls hatte sich, wie ich bald bemerkte, mit dem Zusammenbruch der Wirtschaft in der untergehenden “DDR” auch dieses Studium erledigt.
Nicht Wissen erwerben, sondern Denken lernen!
Dennoch: Einziger Zweck eines Studiums ist es, das schöpferische Denken und Herangehensweisen an Problemlösungen zu schulen, hatte mir ein hochbetagter Physiker erklärt. Für junge Leute bedeutet das: Auch wer zunächst auf die falsche Ausbildung oder den falschen Studiengang gesetzt hat, kann immer noch umschwenken. Mehr als Fachwissen zählt die geistige Flexibilität. Man sollte Ausbildungen oder ein Studium nicht leichtfertig abbrechen, sondern überlegen, was man mit seinen Fähigkeiten anfangen kann. Besonders einfach ist das in der Selbständigkeit, wenn man seine Fähigkeiten dazu einsetzt, Probleme anderer – der Kunden – zu lösen.So gesehen sind stromlinienförmige Lebensläufe oder Berufswege gar nicht so sehr erstrebenswert. Besonders am Anfang des Berufslebens sollte man großen Wert darauf legen, in Bezug auf seinen Berufsweg möglichst flexibel zu bleiben. Wer sich diese Fähigkeit zur Flexibilität ein Berufsleben lang erhält: Umso besser, wie die Anforderungen im Strukturwandel zeigen. Natürlich geht das nicht in jedem Beruf – Ärzte etwa sind gut beraten, sich immer weiter in ihr Fachgebiet zu vertiefen oder zu spezialisieren.
Spezialisierung im Industriedesign
Anders ist es beim von mir in jugendlicher Naivität verschmähten Studiengang Formgestaltung, heute meist Industrielle Formgestaltung, Industriedesign oder Industrial Design genannt. Dem Beruf als Designer nähern sich noch heute viele über Umwege, wie man etwa bei den Partner von Held + Team aus Hamburg nachvollziehen kann. Sogar über die Sportwissenschaften hat einer den Weg zum Diplom-Industriedesigner gefunden, andere wiederum haben sich über die Universitäten in Weimar und in Magdeburg eher stringent entwickelt.Heute steht Held + Partner für eine ausgeprägte Kompetenz im Medizintechnikdesign, kurz Medical Design genannt. Auch Laien ahnen, dass es in der Medizintechnik ganz besondere Anforderungen an das Design und die Schnittstellen zu den Nutzern gibt. Was die Spezifik von Medical Design als Anforderungen mit sich bringt, ist auf der Webseite des Unternehmens erläutert. Für angehende Designer ist das eine Anregung, sich nach gut abgrenzbaren Branchen umzusehen und sich dort einen Namen zu machen.
Tipp:
Wer sich in der Privatwirtschaft orientiert, hat es unter Umständen leichter, beruflich umschwenken. Anders als etwa im öffentlichen Dienst zählen hier nicht allein die Abschüsse und sonstige Qualifikationsnachweise, sondern es wird mehr auf die ausgeprägten Fähigkeiten und Leistungen geschaut. So gesehen: Ein heller Kopf ernährt immer seinen Träger, seine Trägerin übrigens auch!
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: yourschantz / Tanja-Denise Schantz, Pixabay License
- Erstellt am 09.02.2023 - 21:35Uhr | Zuletzt geändert am 09.02.2023 - 22:23Uhr
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