Sich ein Unternehmen im Mittelstand aufbauen
Bautzen / Budyšin, 7. Februar 2023. Von Thomas Beier. Wenn man von einem wirtschaftlichen Rückgrat der beiden sächsischen Oberlausitzkreise sprechen möchte, so ist es zweifelsohne der Mittelstand – aber stimmt das wirklich, was macht ihn aus?
Mittelstand: Wer ist das, wie wird man Mittelständler?
Jedenfalls wirkt ein Blick auf das, was den Mittelstand – vor allem im Strukturwandel – ausmacht, erhellend. Im Fokus soll dabei nicht der gesellschaftliche Mittelstand, sondern der unternehmerische stehen. Ob dabei die Einheit von unternehmerischer Verantwortung und Eigentum ein Kriterium ist, kann man diskutieren – als Geschäftspartner hat ein persönlich haftender Unternehmer oder Gesellschafter durchaus seine Vorzüge.
Eingebürgert hat sich das Kürzel KMU für Kleine und Mittlere Unternehmen, wobei unterschieden wird zwischen
- Kleinstunternehmen
mit bis zu neun Beschäftigten und bis zu zwei Millionen Euro Jahresumsatz, - kleinen Unternehmen
mit bis zu 49 Beschäftigten und bis zu zehn Millionen Euro Jahresumsatz sowie - mittleren Unternehmen
mit bis zu 249 Beschäftigten – an anderen Auffassungen 499 Beschäftigten – und bis zu 50 Millionen Euro Jahresumsatz.
Ohne Angestellte selbständig sein
Bei dieser Einteilung geht jedoch ein wichtige Säule der lokalen Wirtschaft unter: die Einzelunternehmer – sei es gewerblich oder freiberuflich – ohne Angestellte oder mit nur vielleicht einem bis drei Beschäftigten. Wer sich als "Selbstretter" selbständig macht, für den ist es oft eine riesige finanzielle Herausforderung, einen Arbeitsplatz zu schaffen, verbunden mit dem Risiko, dass der oder die neue Angestellte eventuell nicht "funktioniert", also die Erwartungen nicht erfüllt.Deshalb arbeiten solche Unternehmer oftmals lieber in Netzwerken, in denen nur erbrachte Leistung bezahlt wird und die komplizierte Lohnrechnung sowie die sich aus Anstellungsverträgen ergebenden rechtlichen Verpflichtungen entfallen.
Im Mittelstand erfolgreich werden
Wer im Mittelstand ein Unternehmen aufbauen möchte, dem winken in Sachsen besonders im produzierenden Bereich günstige Start- und Rahmenbedingungen. Allerdings gilt: Wer nur auf Fördermittel baut, der baut auf Sand. Der entscheidende Teil der Unternehmensentwicklung liegt darin, nach der Gründung möglichst schnell den Break-Even-Punkt zu erreichen – auf jeden Fall, bevor es zu Liquiditätsengpässen kommt.Best practice – ein Beispiel aus dem Ländle
Ein Beispiel, wie man ein Produktionsunternehmen erfolgreich entwickelt, ist die Loga Präzisionsteile GmbH & Co. KG mit Sitz in der knapp 3.000-Seelen-Gemeinde Denkingen im Landkreis Tuttlingen in Baden-Württemberg. Seine Erfolgsgeschichte behält der Hersteller von Drehteilen mit Tieflochbohrung nicht geheim: Wer ein wenig im Internet stöbert, findet die Hinweise.Zusammengefasst – im Rückblick ist das immer einfach – waren das die entscheidenden Meilensteine:
- Risikoarmer Start:
Die Wurzeln des Unternehmens beginnen im Jahr 1991 im Jugendzimmer von Peter Loga im Haus der Eltern. - Erster großer Schritt::
Nachdem erste Erfahrungen gesammelt waren und der Markt erfolgversprechende Signale lieferte, bezog das Unternehmen ein 300 Quadratmeter großes Fabrikgebäude und begann Mitarbeiter einzustellen. Gefertigt wurde bei Subunternehmern. - Beherzte Investition:
2003 wurde ein eigens errichtetes Gebäude bezogen, das Verwaltung und eigener Fertigung auf 1.600 Quadratmetern Platz bot. 2011 wurde die Produktionsfläche auf 2.700 Quadratmeter erweitert.
Spezialisierung und Fokus auf Kundenbedürfnisse
Aus Strategiesicht wirken Spezialisierung und die Sichtweise mit den Augen des Kunden positiv. Für Kunden in der Teilefertigung zählen nun einmal fachliche Kompetenz, gelieferte Qualität und Sicherheit, womit die Haftung für eingegangene Zusagen gemeint ist.Neben der Kompetenz auf vielfältige Kundenanforderungen zeigt sich die Spezialisierung
- in den Produkten:
CNC Langdrehteile und CNC Drehteile im Durchmesser von 3 bis 42 Millimetern mit tiefen, auch komplizierten Bohrungen, hergestellt aus aus Edelstahl, Blankstahl und Automatenstahl, - im Maschinenpark:
Mehr als 30 Drehautomaten erlauben ein hochproduktive Dreh-, Bohr- und Fräsbearbeitung. Da die meisten von einem namhaften Hersteller kommen, ist der Bedienerwechsel im Drei-Schicht-System kein Problem.
Auf den Punkt gebracht
Die Markterschließung folgt keinem ominösen "Businessplan", dessen Umsetzung an fehlenden Erfahrungen und sich ständig wandelnden Rahmenbedingungen mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitert. Vielmehr wird der Markt mit geringem Risiko abgetastet und erkundet. Erst dann wird investiert und zwar so, dass die "kritische Masse" an Kapazitäten für die Leistungserbringung und die Produktivität erreicht wird.Zudem wird eine eng umrissene, für Kunden klar erfassbare Produktpalette geboten. Wer hingegen behauptet, quasi ein "Spezialist für alles" zu sein, geht schnell im Brodeln des Wettbewerbs unter. Der weitgehend einheitliche Maschinenpark hingegen senkt den Aufwand für Bedienerschulungen und die Wartung, was zu geringen Stillstandszeiten führt.
Existenzgründer aufgepasst!
Entgegen oft verbreiteter Meinungen, wonach es nur einer kreativen Idee bedürfte, um ein sich selbst tragendes Geschäft aufzubauen, braucht man vor allem Geschäftssinn und Durchhaltevermögen bei der Kundengewinnung. Nur so ist es möglich, plausible Geschäftsansätze zu entwickeln und Kunden zu finden, denn nichts verkauft sich von allein. Erfolgreicher Verkauf wiederum ist die Voraussetzung dafür, sein Unternehmen nach und nach so zu gestalten, wie man es haben möchte.-
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: grenni78 / Holger Genth, Pixabay License
- Erstellt am 07.02.2023 - 09:07Uhr | Zuletzt geändert am 07.02.2023 - 10:41Uhr
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