Hoffentlich ist es Aluminium!

Hoffentlich ist es Aluminium!Bautzen / Budyšin, 3. März 2022. Von Thomas Beier. Es gibt Werbesprüche, die sind einfach nur genial. Mit "Nichts ist spannender als Wirtschaft" machte die Zeitschrift WirtschaftsWoche im Jahr 2006 klare Ansage und hatte sicherlich recht. Besonders spannend sind Teilbereiche der Wirtschaft wie etwa die Spekulation, die Wirtschaftskriminalität oder die Wirtschaftsgeschichte. Wer kennt das Schicksal von Alfred Wilm, Erfinder des einst den Luftschiffbau revolutionierenden Duraluminiums?

Abb.: Power für den Bautzner Anzeiger – im Reportagemobil der Regional Magazin Gruppe versorgt dieser Transverter die 230 Volt Technik. Das Gehäuse besteht aus eloxiertem Aluminium und dient dem Schutz des Gerätes ebenso wie der Wärmeableitung über die Kühlrippen
Foto: © BeierMedia.de
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Ein fantastisches Material und ein enttäuschter Erfinder

Zunächst ein kurzer Ausflug in die Geschichte des Aluminium. Der Name leitet sich von "alumen" ab, der lateinischen Bezeichnung für Alaun, vereinfacht gesagt einem Salz aus Kalium und Aluminium, wie es auch Muskau / Mužakow im heutigen Landkreis Görlitz abgebaut wurde. Alaun wird teils seit Jahrtausenden vielseitig verwendet, so etwa als Flammschutzmittel, zum Beizen in der Textilfärberei, zum Gerben von Leder, zum Leimen bei bei der Papierherstellung oder im blutstillenden Rasierstein.

Nach der Entdeckung des Aluminiums im Jahr 1825 – immerhin häufigstes Metall in der Erdkruste, jedoch nie in reiner Form – konnten erst 1854 größere Aluminiumstücke erzeugt werden. Die Geschichte des Aluminiums bis zur Gewinnung aus Bauxit und zum ersten Einsatz in einem Luftschiff ist eine Erfolgsgeschichte, an der Forscher und Unternehmer aus Frankreich, Deutschland, den USA und der Schweiz mitwirkten.

Auf der Spur des Duraluminiums in Schlesien

Der Schlesier Alfred Wilm entwickelte ab 1906 in Neubabelsberg bei Potsdam das von ihm 1909 zum Patent angemeldete Duraluminium, eine Bezeichnung, die sich an das lateinische "durus" für hart anlehnt. Wegen der revolutionären Eigenschaften des Materials, das den Luftschiff- und später den Flugzeugbau maßgeblich beeinflusste, stellten viele Unternehmen Duraluminium her, ohne das Patent zu beachten. Teure und kräftezehrende Rechtsstreitigkeiten veranlassten den damals 50-jährigen Wilms, sich ab 2019 ganz der Hühnerzucht in Saalberg im Riesengebirge zu widmen.

Das Haus im heutigen Zachełmie steht noch und dient als Pension für Touristen. Die Besitzerin Hanna Kurowska und ihr Partner Kasimir haben über die Zeit der kommunistischen Diktatur in Polen Möbel, Bücher und eine am Haus angebrachte Tafel zur Erinnerung an Wilms teils versteckt bewahrt. Heute hängt die Tafel wieder am Giebel des ehemals Wilmschen Hauses und ist auf der Webseite der Pension gut zu erkennen.

Aluminium im Alltag

Heute ist Aluminium allgegenwärtig, auch dort, wo es mancher Laie nicht vermutet. Neben der Alu-Folie in der Küche, die wohl jeder kennt, bestehen viele Getränkedosen aus Aluminium – immerhin lässt sich das Material im Grunde vollständig recyceln und wiederverwenden. An Bauwerken bestehen ganze Fassaden aus Aluminium, zu sehen etwa an der Prager Straße in Dresden oder am früheren Konsument-Warenhaus in Leipzig. Auch für Fenster und Türen wurde Aluminium gern verwendet, allerdings wegen der guten Wärmeleitfähigkeit heute eher selten. Weitere typische Anwendungen sind Alu Profile an Duschen oder in Wintergärten.

Fotoobjekte, Leuchten, Kühlkörper für Elektronik, Gehäuse, Messestände – eine vollzählige Aufzählung der Aluminium Anwendungen ist schier unmöglich. Nur in der Küche sind die Töpfe und Küchengeräte aus Aluminium nach und nach durch Edelstahl verdrängt worden.

Aluminium – als Legierung ein Universalwerkstoff mit faszinierenden Eigenschaften

Wenn umgangssprachlich von Aluminium die Rede ist, so sind regelmäßig seine Legierungen – also Aluminium, das weitere Metalle enthält – gemeint. Wer etwa als Heimwerker Alu Profile kaufen möchte, bekommt diese oft aus AlMgSi0,7 geliefert, einer Legierung aus Aluminium, Magnesium und Silizium, wobei der Anteil des letztgenannten Elements 0,7 Prozent beträgt. Magnesium und Silizium stören das sehr regelmäßige Atomgitter des Reinaluminiums und stabilisieren es dadurch, Folge: Das Aluminium wird härter und fester.

Andererseits lässt sich legiertes Aluminium besser spanend bearbeiten, umformen – etwa durch Biegen, Ziehen oder Drücken – und es kann gelötet und geschweißt werden. Hervorzuheben ist seine Korrossionsbeständigkeit, die dank einer sich bildenden Oxidschicht aus Aluminiumoxid sogar Seewasser widersteht. Durch Eloxieren lässt sich eine noch widerstandsfähigere und zudem farbige Oberfläche erzeugen. Bestehen besondere Ansprüche, kommen das Harteloxieren oder das Hartanodisieren zum Einsatz, die zu einer noch robusteren Oberfläche führen.

Hervorzuheben sind das gegenüber Stahl um zwei Drittel geringere Gewicht von Aluminium, seine gute elektrische Leitfähigkeit, die hohe Wärmeleitfähigkeit, die Festigkeit der Legierungen sowie die Löt- und Schweißbarkeit. Wird Alumium im Karosseriebau für Pkw verwendet, zeigt sich neben dem Vorteil der Gewichtsersparnis allerdings ein Nachteil: Ausbeulen ist nicht, das wird teuer. Billig hingegen war die Währung der "DDR": Fast alle Münzen bestanden aus einer Aluminiumlegierung und wurden daher im Volksmund verächtlich "Alu-Chips" genannt.

Heute kommt Aluminium immer mehr im Do It Yourself (DIY) Bereich zum Einsatz: Es ist leicht zu sägen, haltbar und sieht mit seinem metallischen Glanz für viele Zwecke auch ohne Farbe gut aus. Bei der Verwendung zu Hause werden Alu Profile und Platten meist verschraubt, wobei das passende Zubehör wie etwa Nutsteine, Winkel oder Räder die Arbeiten einfach gestaltet – und soll mal etwas verändert werden, kann es ganz einfach wieder auseinandergeschraubt werden.

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  • Quelle: Thomas Beier | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 03.03.2022 - 12:04Uhr | Zuletzt geändert am 03.03.2022 - 13:23Uhr
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