Ein Proxy – ist das Kunst oder kann das weg?

Ein Proxy – ist das Kunst oder kann das weg?Bautzen / Budyšín, 27. Juli 2021. Von Tina Beier. Natürlich ist ein Proxy keine Kunst, sondern ein technischer Begriff aus dem IT-Bereich. IT ist der Oberbegriff für die Informationstechnologien, manchmal auch IKT für Informations- und Kommunikationstechnologien genannt. Aber wie viele von den normalen Anwendern eines PCs können wirklich solche Begriffe aus der Informatik verstehen, geschweige denn mit ihnen etwas anfangen? Viele Begrifflichkeiten sind zwar bekannt, aber wer kann sie schon übersetzen und zuordnen?

Abb. oben: Proxy Server schützen Nutzer an ihren Endgeräten, können jedoch auch Server vor den Gefahren des Internets bewahren und weitere nützliche Leistungen erbringen
Foto: Ed Webster, Pixabay License
Anzeige

Da stelle ma uns mal janz dumm...

Da stelle ma uns mal janz dumm...
Das weltumspannende Internet verlangt geradezu nach Maßnahmen für mehr Komfort und Sicherheit
Grafik: sumanley, Pixabay License

Eine IT-Fachfrau aus Münster beschreibt den Begriff Proxy folgendermaßen: "Ein Proxy Server ist ein Rechner, der in einem Computernetz als Kommunikationsvermittler dient. Das heißt de facto: Rechner der Anzahl x, die sogenannten Clients, stellen Anfragen an ihn und der Proxy Server vermittelt diese weiter." Aha, wieder etwas gelernt – und dann noch nachgeschaut: Proxy kommt vom englischen proxy representative, dem Stellverteter, und hat seine Wurzeln im lateinischen proximus, was für "der Nächste" steht. Der Begriff "Proxy Server" beschreibt also die Stellung dieses Rechners in einem Netzwerk sehr gut, dazu gleich mehr.

Die Verbindung zwischen einem Clienten und dem Proxy Server bleibt dem Kommunikationspartner, der sich im Netz aus Sicht des Clients hinter dem Proxy Server befindet, verborgen. Aber was überhaupt ist ein Client? Der Begriff Client – zu Deutsch der Klient – steht dem Anwender für die lokale Nutzung zur Verfügung und ist eine Soft- oder Hardware. Das Standardkonzept ist das Client-Server-Modell, bei dem ein Server mehrere Clients bedient und mit weiteren Rechnern in einem Netzwerk, so auch dem Internet, verbindet. Auf chip.de findet sich in einem Artikel über Proxy Server ein schöner Vergleich, wonach der proxy Server einem Kellner gleicht, der den Austausch zwischen dem Gast und dem Personal in Küche ermöglicht, ohne selbst mit dem Koch in Verbindung zu treten. Das spart Aufwand für den Gast und außerdem stört er nicht die Abläufe in der Küche.

Nutzen eines Proxy Servers: anonym bleiben und Angriffe abwehren

Durch einen Proxy ist man in der Lage, die eigene IP-Adresse zu verbergen und sich anonym in einem übergeordneten Netzwerk zu bewegen. Aber warum sollte man anonym im Internet surfen wollen? Um ungestört zwielichtige Quellen zu einzusehen? Das ist völlig falsch, denn das Verbergen der IP-Adresse dient zuallererst dem Schutz der eigenen Privatsphäre. Geschützt werden soll der User, also der Nutzer, vor der gewollten Überwachung durch andere, die etwa sein Online Bewegungen nachvollziehen könnten. Hier tut sich für unbedarfte Anwender regelmäßig ein Abgrund auf, wenn sie erfahren, wer alles und auf welche Art und Weise auch immer ihr Surfverhalten nachvollziehen kann.

Wenn es um das sogenannte Tracking, die Nachverfolgung einzelner Nutzer geht, sind die Suchmaschinen und die sozialen Netzwerke ganz groß im Geschäft und äußerst clever in ihrer Vorgehensweise. Das man bei solchen Anbietern mit seinen Daten bezahlt, ist längst kein Geheimnis mehr. Übrigens kann ein Proxy Server nicht nicht nur die Clients schützen und Angreifer abwehren, sondern auch in umgekehrter Richtung den Internetserver, etwa vor den gefürchteten Denial of Service (DoS) Attacken, mit denen mittels extrem vieler Abrufe ganze Webseiten und Server lahmgelegt werden können.

Das Risiko nicht ausblenden

Der Ökonom, Autor und Managementberater Peter F. Drucker sagte einmal: "Was man nicht messen kann, kann man nicht lenken." Dieses Prinzip haben sich viele Internetdienste zu eigen gemacht und wenden es erfolgreich an. Das Internet ist ein Geschäft, hier geht es um Verkauf und damit das Lenken des Kaufverhaltens von Kunden. Wobei: Verkauft werden auch die von den Kunden hinterlassenen Datenspuren. Das sollte man immer im Hinterkopf behalten. Ein Irrglaube ist es, allein in seinem stillen Kämmerlein sitzen und unbeobachtet surfen zu können. Vielleicht ist man ja ungestört, allerdings – wenn man diesen Gedanken weiterspinnt – ist das eigene Surfverhalten für andere nachvollziehbar und daran sollte man eben denken.

Cache und Filter

Eine weitere Funktion eines Proxy Servers ist der Cache, in dem Daten zwischengespeichert werden, um sie von dort schneller abrufen zu können als vom jenem Internetserver, von dem sie eigentlich stammen. Ja nach Konfiguration kann man damit auf oft benötigte Daten aus dem Web – insbesondere die sich nur selten ändern – zugreifen, ohne mit diesem verbunden zu sein. Sinnvoll ist das auch bei sehr großen Dateien, um Downloadzeit zu sparen oder diese verfügbar zu haben, wenn der Proxy Server nicht online ist.

Außerdem kann ein Proxy Server unerwünschte Daten filtern: Unternehmen sind meist nicht begeistert, wenn sich Mitarbeiter Spiele herunterladen oder Musikvideos anschauen. Mittels Proxy Server können sie die Zugänge dazu auf einfache Weise sperren.

Wo man ohne Proxy Server nicht auskommt

Freilich kann man viele der Funktionen eines Proxy Servers im Grunde auch auf jedem einzelnen PC einrichten. Proxy Server sind aber dort sinnvoll, wo in einer organisatorischen Einheit wie einem Unternehmen, einer Institution oder einer Verwaltung viele Leute vernetzt am PC arbeiten und für alle die gleichen Rahmenbedingungen gegeben sein sollen, ohne jeden einzelnen PC mit hohem Aufwand dafür einzurichten.

Unter Sicherheitsaspekten verweist mancher auf die Virtual Private Networks (VPN) als Alternative zum Proxy Server. Doch diese Alternative verhält sich – auch wenn der Vergleich ein wenig hinkt – wie die Dampflok zum ICE: VPNs leiten den gesamten Datenverkehr um, Proxy Server hingegen haben die Fähigkeit, nur den Datenverkehr einzelner Anwendungen umzuleiten. Außerdem können VPNs deutlich langsamer als Proxy-Server sein, weil sie die zu übertragenden Daten zusätzlich verschlüsseln – doch wo zählt Zeit mehr als im Internet?

Tina Beier, B.F.A., arbeitet als Managementassistentin und Redakteurin bei BeierMedia.de und verantwortet als Absolventin der AKI Akademie für Kunst und Industrie (heute ArtEZ AKI Akademie für Kunst & Design) in Enschede den Bereich BeierArt.

Kommentare Lesermeinungen (0)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Schreiben Sie Ihre Meinung!

Name:
Email:
Betreff:
Kommentar:
 
Informieren Sie mich über andere Lesermeinungen per E-Mail
 
 
 
Weitere Artikel aus dem Ressort Weitere Artikel
  • Quelle: Tina Beier | Foto Bildschirm: edwebster / Ed Webster, Pixabay License; Foto Weltkarte: sumanley / Sumanley xulx, Pixabay License
  • Erstellt am 28.07.2021 - 08:22Uhr | Zuletzt geändert am 28.07.2021 - 11:36Uhr
  • drucken Seite drucken
Anzeige