Privat oder als Unternehmen: Bleiben Sie gesund – und flexibel!
Bautzen / Budyšín, 10. Mai 2021. Von Thomas Beier. Ist der Erfahrungsschatz eines professionellen Unternehmensberaters groß genug, dann ist es ihm sicherlich erlaubt, gelegentlich einen Ausflug in die Wirtschaftsphilosophie zu machen und bei dieser Gelegenheit ein wenig über das Leben an sich zu philosophieren. Eine Grundfrage dabei ist: Welche Strategien oder zumindest Grundsätze führen zu einem Weg, den man im Rückspiegel betrachtet guten Gewissens als erfolgreich bezeichnen kann?
Ist "Kräfte bündeln" immer richtig?
Wer sich auf dem Gebiet der unterschiedlichen Strategielehren und Denksysteme ein wenig auskennt, hat sich sicherlich mit der Engpasskonzentrierten Strategie (auch: Energokybernetische Strategie) nach Mewes beschäftigt, kurz EKS genannt. In der Beratungspraxis bei Beier Consulting und in der Saxon Consulting Group haben wir schon immer die Strategielehre, die Ergebnisse der modernen Hirnforschung und die Denksysteme zur Entwicklung der Corporate Identity verknüpft, um Unternehmen und Organisationen in ihren jeweiligen Märkten wahrnehmbar zu machen und zugleich attraktiv für ihre Kunden.
Einen klassischen Strategiegrundsatz, nämlich den der Kräftekonzentration, um ein genau definiertes Ziel zu erreichen beziehungsweise zum gefragten Spezialisten auf einem Gebiet zu werden, möchte ich heute in Frage stellen. Schon seit etlichen Jahren ärgere ich mich, wenn jemand von "wir müssen die Kräfte bündeln" spricht, ohne je verstanden zu haben, was Kräftekonzentration bedeutet. Bloßes "Kräfte bündeln" führt über kurz oder lang zu Gleichschaltung, Verlust von Wettbewerb und damit der maßgeblichen Triebkraft des Fortschritts sowie zur Abhängigkeit von koordinierenden Stellen, wohin sich übrigens gern jene flüchten, die sonst nirgends klarkommen.
Längst halte ich es für falsch, klassische Ziele zu definieren, die dann unbeirrbar, wie man so schön sagt, erreicht werden sollen – auf direktem Wege, auf Umwegen oder durch die Hintertür. Nichts gegen Ziele, aber in einer Zeit, in der der Wandel immer häufiger und vor allem schneller Ziele obsolet macht, ergibt eine langfristige Zielverfolgung – Kern jeder Strategie – oftmals wenig Sinn.
"Neue Flexibilität" als Prinzip
Grau ist alle Theorie, deshalb ein Beispiel, wie das, was ich die "Neue Flexibilität" nennen möchte, sich in der Praxis seinen Weg bahnt. Im zurückliegenden Jahr hat die Corona-Pandemie einer ganz konkreten Form der Flexibilisierung zum Durchbruch verholfen, dem Home Office. Die Konsequenzen daraus sind ebenso umfassend wie lehrreich. Unternehmen haben gelernt, dass teure Büroflächen reduziert werden können, Immobilieninvestoren müssen registrieren, dass die Vermarktung von Büroimmobilien noch schwieriger wird, Arbeitnehmer und deren Familien müssen hinnehmen, dass die Arbeitswelt nun endgültig in den Privatbereich vorgedrungen ist und außerdem Platz für das Home Office geschaffen werden muss, was nun wiederum Büro-Ausstatter, IT-Dienstleister und sogar Anbieter von Bürocontainern freut.Flexibilität tut aber auch an anderer Stelle Not: Existenzgründer können sich heutzutage wohl nur noch auf eins verlassen: Der Businessplan wird nicht so funktionieren, wie gedacht – zu schnell laufen die Veränderungen in den Märkten ab. Wer hier ein Konzept umsetzen möchte, ohne reaktionsfähig zu sein, geht mit ziemlicher Sicherheit unter. Dieses Titanic-Prinzip aus "Volle Kraft voraus!" und nicht mehr bremsen können hat eben zur Folge, das nicht nur ein großer Eisberg, sondern schon ein kleines Hindernis nicht mehr umschifft werden kann und die Unternehmung mit voller Wucht aufprallen lässt.
Zur Flexibilität gehören insbesondere von jungen Unternehmen gehören zwei Aspekte:
- Sich nicht auf die Leistungserbringung konzentrieren, sondern auf die Vermarktung – wer den Draht zum Kunden hat, findet in den heutigen gesättigten Märkten immer jemanden, der etwas verkaufen möchte und dafür Kunden sucht. Dazu hatte der Bautzner Anzeiger bereits im Jahr 2016 ein Unternehmensbeispiel veröffentlicht.
- Keine großen Anfangsinvestitionen tätigen, sondern schrittweise vorgehen, dabei eben flexibel bleiben und notfall mit einem blauen Auge, wie der Volksmund sagt, wieder aussteigen, also lieber einen Bürocontainer kaufen als einen Neubau zu errichten oder Gewerbemiete zu zahlen.
Zusammengefasst zeigen sich bei jungen Unternehmen oder solchen in Veränderung drei Möglichkeiten:
- Die "große Investition", die meist bedeutet, alles auf eine Karte zu setzen,
- die Miete, eine auf Dauer gewöhnlich teure Variante, und die
- Investition, die gegebenenfalls ohne übermäßigen Verlust wieder verwertet werden kann.
Dass die Entscheidung im Einzelfall schwierig sein kann: zugegeben. Um beim Beispiel des Bürocontainers zu bleiben: Anstelle ein Arbeitszimmer für die Selbständigkeit oder als Home Office im Wohnbereich zu integrieren oder, Eigenheim vorausgesetzt, massiv anzubauen, kann man einen Bürocontainer kaufen und auf eigenem oder gepachteten Grundstück absetzen lassen. Das bringt nicht nur den Vorteil der wirtschaftlichen Flexibilität, sondern zusätzlich den einer von der häuslichen Privatsphäre tatsächlich abgetrennten Arbeitswelt.
Die Vorteile der räumlich eindeutig getrennten Arbeitswelt liegen auf der Hand, denn ungestörtes Arbeiten und der Empfang von Geschäftspartnern außerhalb der Privatsphäre ist vielen ebenso wichtig wie der mentale Feierabendeffekt: Licht aus, Tür zu, Schlüssel rum – Feierabend! In der Wohnung hingegen lockt das Arbeitszimmer tagtäglich zur Spät- oder Nachtschicht, was in der Familie niemandem guttut.
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- Quelle: Thomas Beier | Foto: MatanVizel / Matan Ray Vizel, Pixabay License
- Erstellt am 10.05.2021 - 17:13Uhr | Zuletzt geändert am 12.05.2021 - 03:42Uhr
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