Oberbürgermeister Ahrens über die Bombardier-Pläne
Bautzen / Budyšin, 30. Juni 2017. Gestern hatte der kanadische Bombardierkonzern seine Pläne für seine Waggonbausparte in Deutschland bekanntgegeben. Damit liegen nun die Vorhaben und die Konsequenzen in Bezug auf die Arbeitsplätze auf dem Tisch.
Bautzens Oberbürgermeister sieht Entwicklung bei Bombardier mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Deutschlandweit werden bis zum Jahr 2020 2.200 Arbeitsplätze bei Bombardier entfallen. Das ist gegenüber heute ein Rückgang um etwas mehr als ein Viertel.
Für die rund 3.100 Bombardier-Leute in Sachsen ist vieles noch offen. Während in Bautzen die Zahl der Arbeitsplätze stabil bleibt oder eher anwachsen wird, werden in Görlitz voraussichtlich bis zu 800 entfallen – allerdings erst in drei Jahren, dann wird man neu gucken müssen, wie es mit der Auslastung aussieht.
Sowohl in Bautzen wie in Görlitz sollen Millionen investiert werden, sachsenweit relativ zeitnah 28 Millionen Euro. Den Hauptgewinn im Wettbewerb der Standorte hat jedoch die Spreestadt gezogen, denn hier Entsteht ein Kompetenzzentrum für die digital vernetzte Serienfertigung für Eisenbahnen im Fern-, Regional- und Stadtverkehr.
"Die Entwicklung sehe ich mit einem lachenden und einem weinenden Auge", nahm der Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) Stellung. Natürlich freue er sich, dass der Standort Bautzen zu einem Kompetenzzentrum für die Serienfertigung verschiedener Bahnen und Waggons werden soll. Mit Blick auf die Region hingegen zeigte sich der Oberbürgermeister sehr besorgt: "Sollte Görlitz tatsächlich massiv von den Kürzungen betroffen sein, und das deutet sich an, trifft das nicht nur die Stadt sondern die gesamte Oberlausitz." Das sei kein gutes Zeichen für die Region.
Ahrens will sich dafür einsetzen, dass beim Ausbau des Kompetenzzentrums in Bautzen auch Stellen für Görlitzer Bombardierwerker entstehen.
Kommentar:
Nicht erst heute wird diskutiert, dass viele Tätigkeiten und ganze Berufsbilder mit dem rasanten Vormarsch der Digitalisierung entfallen werden; "Industrie 4.0" ist dabei nur ein Teilaspekt. Nun ist es bei Bombardier so weit und der Konzern tut gut daran, die Weichen rechtzeitig zu stellen. Das gibt den Beschäftigten mehr Sicherheit, als wenn der Wandel hinausgezögert werden würde.
Bei unausweichlichen Entwicklungen ist es immer besser, den Wandel mitzugestalten als ihn nicht wahrhaben zu wollen und dann von ihm überrollt zu werden. Im Rückspiegel wirken solche Prozesse als völlig normal: Der Ersatz der Manufakturarbeiter durch die dampfgetriebene Mechanisierung, die Ablösung des Pferdepostsystems durch die Eisenbahn und später das Kraftfahrzeug, der Ersatz der allermeisten Sekretärinnen durch PC und E-Mail. Nur beim Blick in die Zukunft erscheint der Wandel, weil ja auch ein Stück weit unberechenbar, als Bedrohung.
Die Wahrheit aber ist: Der Wandel ist stets auch Chance, weil mit ihm neue Bedürfnisse einhergehen. Man muss sich nur darauf einlassen. Allerdings kann man das von langjährigen Angestellten, die meinten, bis zur Rente wohl sicher und auskömmlich beschäftigt zu sein, nicht erwarten. Deshalb sind auch Politik und Gewerkschaften gefragt, einen grundlegenden Wandel in der tarifvertragsstarren Arbeitswelt der mittleren und großen Unternehmen einzuleiten. Dazu gehört der Test des bedingungslosen Grundeinkommens, die Vereinfachung des Arbeits- und des Sozialrechts, des Steuersystems und der Möglichkeiten, Geld ganz legal auf eigene Rechnung zu verdienen.
Es gibt viel zu tun, warten wir es nicht ab,
meint Ihr Thomas Beier
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- Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier | Foto: Picudio / Andy H, pixabay, Lizenz CC0 Public Domain
- Erstellt am 30.06.2017 - 15:07Uhr | Zuletzt geändert am 14.05.2021 - 21:45Uhr
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