Verstopfte Rohre – wenn das Wasser nicht abläuft

Verstopfte Rohre – wenn das Wasser nicht abläuftBautzen / Budyšín, 9. September 2020. Einen Vorteil haben Mieter gegenüber Hausbesitzern: wenn die Haustechnik streikt, rufen Sie einfach den Vermieter oder Hausmeister an. Geht es um verstopfte Abwasserleitungen, steht dann schnell die Frage nach Ursache und Schuld. Aber egal: In jedem Fall muss schnell eine Lösung her.

Blick mit dem Endoskop in den Siphon eines Spültisches
Foto: © BeierMedia.de
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Abwasserrohre frei machen und Verstopfungen verhindern

Abwasserrohre frei machen und Verstopfungen verhindern
Übergang in einer Abwasserleitung von einem erneuerten Abschnitt (links unten) in ein altes Keramikrohr. Hier sorgen Ablagerungen einem Filter gleich dafür, dass sich noch mehr ablagert – irgendwann ist dann der Querschnitt zu klein oder die Leitung ganz zugesetzt
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Besser ist es natürlich, zugesetzten Abwasserleitungen vorzubeugen. Was kann man tun, vor allem im Notfall, wenn das Wasser nicht mehr abläuft? Zunächst ist zu unterscheiden, ob das Wasser aus Waschbecken, Dusche Badewanne oder dem Geschirrspüler nicht mehr abläuft oder das der Toilette.

Zuerst das unangenehmste: Ist die Toilette verstopft, kommt die klassische Rohrreinigungsspirale zum Einsatz. Sie kann helfen, wenn ein Fremdkörper die Abwasser-Rohrleitung verstopft oder sich die Leitung zugesetzt hat. Im letzteren Fall allerdings wird man meist einen Rohrreinigungsservice rufen müssen, der eine kräftige, elektrisch angetriebene Spirale einsetzt. Hinzu kommt: Haben sich die Rohre “von allein” zugesetzt, steht die Frage, diese auszutauschen. Das bedeutet unter Umständen einen enormen Aufwand und besonders bei älteren Häusern sollte bei dieser Gelegenheit überlegt werden, ob nicht auch das sogenannte KG Rohr, das als Kanalgrundrohr das Haus mit der öffentlichen Kanalisation verbindet, gleich mit erneuert werden sollte.

Läuft das Wasser aus anderen Wasserentnahmestellen im Haus nicht mehr ab, kann die preiswerte Rohrreinigungsspirale helfen – kann, denn oft genug tut sie das nicht. Obgleich ein kleine Kurbel suggeriert, die Spirale könnte sich durch ein zugesetztes Abwasserrohr durchfräsen, ist das in der praktischen Handhabung wohl nur selten möglich. Besser funktioniert ein Trick mit einem Hochdruckreiniger und Schlauchdüse. Hier sind rotierende Fräsdüsen verfügbar, die allerdings einen Nachteil haben: Der Wasserstrahl tritt von der Düse in Richtung Schlauch aus. Das drückt den Fräskopf im Rohr zwar ein wenig vorwärts, aber wenn er an die Verstopfung anstößt, wilt das nicht weiter. Findige Heimwerker sind auf die Idee gekommen, die Fräsdüse umzudrehen. Oft reicht eine zusätzlich Unterlegscheibe dafür aus, dass sich der Fräskopf auch dann dreht. Vorteil: Jetzt bearbeitet die Wasserfräse den Stopfen im Rohr.

Ehe man allerdings zu den “schweren Geschützen” der mechanischen Rohrreinigung greift sollt man prüfen, ob sich vielleicht nicht einfach der Siphon zugesetzt hat. Kleine Ursache, große Wirkung – dieser Spruch bewahrheitet sich an dieser Stelle immer wieder.

Sein Glück versuchen kann man auch mit dem klassischen Pömpel, je nach Region auch Pümpel genannt. Der wirkt jedoch allenfalls nur wenige Meter und auch nur dann, wenn das Rohrsystem bis zur Verstopfung dicht ist; kommen also auf diesem Weg weitere Abläufe hinzu oder besitzt das Waschbecken einen Überlauf, müssen diese erst abgedichtet werden und die Wirkung lässt wegen des höheren Luftvolumens in der Leitung dennoch nach. Etwas wirksamer als der einfache Pömpel sind große Saugzylinder oder Geräte, die mit Druckluft arbeiten. Ganz egal, welche Methode man anwendet: Man muss schauen, ob das bestehende Abwasserrohrsystem die damit einhergehenden Belastungen überhaupt aushält.

Wenn Abwasserleitungen regelmäßig verstopft sind

Fließt das Wasser immer wieder mal nicht ab, muss der Sache auf den Grund gegangen werden. Oftmals wirken mehrere Ursachen zusammen. So können etwa unsachgemäß verlegte Abwasserleitungen ob ihres geringen Gefälles irgendwann durchhängen mit der Folge, dass in ihnen immer Wasser steht, aus dem sich dann beispielsweise Abwaschreste absetzen. Übrigens wird auch Geschirrspülertabs nachgesagt, dass sie zu verstärkten Ablagerungen führen können.

Insgesamt verschleißen Abwasserrohre im Laufe der Jahrzehnte und wer sich nicht ständig mit unangenehmen Verstopfungen herumärgern will, der kommt wohl irgendwann um den Austausch der Leitungen nicht herum. Allerdings leben manche Provisorien, wie dieses Beispiel aus Görlitz zeigt, länger als gedacht.

Was man vorbeugend gegen Rohrverstopfungen tun kann

Gerade Hausbesitzern ist zu empfehlen, Rohrverstopfungen vorzubeugen. Neben der regelmäßigen Reinigung der Siphons steht hier die Reinigung der Abwasserleitungen über Kontrollöffnungen und -schächte an.

Dazu lohnen sich zwei überschaubare Investitionen: Erstens der Kauf einer Endoskop-Kamera mit mindestens zehn Metern Kabellänge. Unterschiedlichste Systeme mit ausreichender Bildqualität sind im Preisbereich bis zirka 60 oder 70 Euro im Internet verfügbar. Die Objektive verfügen über Leuchtdioden und ihr Durchmesser beträgt meist acht Millimeter, was sie recht universell einsetzbar macht. Tipp: Auf den Schutzgrad IP 67 für den Unterwassereinsatz achten und ein Gerät mit eigenem Bildschirm inkl. Foto- und Videofunktion wählen. Andere Varianten, etwa die Bildbetrachtung per Video oder Laptop, sind eher für eine saubere Umgebung und nicht unbedingt für den Abwasserbereich, wo auch mal mit nassen Händen gearbeitet wird, geeignet.

Die zweite Investition ist ein Hochdruckreiger mit einem Reinigungsschlauch, den es als Zubehör gibt. Meist verfügen diese Schläuche über eine Kugeldüse und den erwähnten Fräskopf. Auch hier empfehlen sich zehn Meter Länge. So ausgerüstet lassen sich die Abwasserleitungen im Haus mit wenig Aufwand inspizieren und bei Bedarf vorsorglich reinigen.

Rohrreinigerprodukte, die chemisch oder biologisch arbeiten, können vor allem vorsorglich eingesetzt werden, aber: Entweder sind sie eher wenig wirksam oder eher umweltschädlich und zudem so aggressiv, dass sie auch Rohrdichtungen und eventuell noch vorhandene Bleirohre angreifen. Ist ein Rohr jedoch absolut verstopft, dann ist anzunehmen, dass die Chemie in vielen Fällen gar nicht mehr bis zur Verstopfungsstelle vordringen kann und damit wirkungslos ist.

Wenn nichts mehr hilft, dann hilft der Handwerker

Im Zweifel oder wenn man selbst nicht mehr weiterkommt, ist das Sanitär- bzw. Klempnerhandwerk gefragt. Welchen Stellenwert dies genießt, hat das Museum Bautzen / Muzej Budyšin im Jahr 2018 mit einer Ausstellung über Bautzener Klempner und Installateure einst und heute gezeigt.

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  • Quelle: red | Foto: © BeierMedia.de
  • Erstellt am 09.09.2020 - 12:29Uhr | Zuletzt geändert am 09.09.2020 - 14:43Uhr
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