Wo spielen die Kinder?
Bautzen / Budyšín, 28. Juni 2022. Von Thomas Beier. Kinder erkunden spielend die Welt, nur scheint die Frage, wo und was die Kinder spielen abgelöst durch die nach dem wie und was sie spielen, denn viele sitzen nur noch zu Hause an einer Spielekonsole.
Kinder brauchen eigene Spielwelten, aber in der Realität
In der Erinnerung sind schulfreie Tage, die man als Kind zu Hause verbrachte, anders als heute endlos lang gewesen: Nach dem Frühstück ging es raus, nicht ohne die obligatorische Belehrung, keine Dummheiten zu machen und pünktlich zum Abendessen wieder da zu sein. An Letzteres wurde sich gehalten, denn das konnte ja überwacht werden.
Kindheit in Freiheit
Aber sonst? Endlose Freiheit! Gleich hinterm Haus ein kleiner Fluss mit einer Insel und am anderen Ufer die steil aufragende Felswand eines Berges, der einen wildromatischen Park mit Felsen, verschlungenen Wegen und geheimnisvollen Spuren von Bauwerken trug. Irgendwas ging immer: Im ehemaligen Tierpark alte Geländerbalken klauen und ein Floß bauen – warum das nach wenigen Metern unterging, ist bis heute ein ungelöstes Rätsel der Physik. Oder am Felsen in schwindelerregende Höhe klettern wie die Bergsteiger, nur ohne Seil. In alte Bergbaustollen vordringen oder im Wald eine Bude bauen; ein Taschenmesser hatte schon der kleinste Dreikäsehoch immer dabei.Besorgte Eltern behüten ihre Kinder vor echten Erfahrungen
Heute wäre vieles von dem undenkbar. Besorgte Eltern würden ihre Rangen gar nicht erst drauflosziehen lassen und freuen sich vielleicht sogar, wenn diese sich zu Hause – gewissermaßen unter Aufsicht – ein Computerspiel nach dem anderen reinziehen. Die Folgen sind – schlimmer noch als beim Lernen am Bildschirm – mehr als dramatisch: Das reflexhafte Reagieren bei vielen Computerspielen führt im kindlichen Hirn zur Rückbildung überdurchschnittlich vieler Synapsen, weil diese dabei nicht benötigt werden – vereinfacht gesagt: Diese Kinder sind später als Erwachsene etwas begriffsstutziger als jene, die ohne Spielekonsole und Smartphone aufwachsen.Erfahrungen machen ist intensives Lernen
Bestimmte Erfahrungen kann man am Computer nicht machen: Etwa ein ganz real existierendes Risiko einzuschätzen oder die Grenzen, bis zu denen man gehen kann, auszutesten. Kinder erlernen das im Spiel, während Erwachsene etwa erlebnisorientierte Trainings in Hochseilgärten buchen müssen, um unter Anleitung qualifizierter Trainer auszuloten, wo ihre Grenzen liegen und diese Situationen dann auf das eigene Leben zu reflektieren. Mancher lernt erst auf diese Weise, sich Grenzen einzugestehen und diese zu vertreten.Kindgerechter Spielplatz
Nun hat nicht jeder das Glück, in einer Umgebung, die von abwechslungsreicher Natur gekennzeichnet ist, aufzuwachsen. Gerade in größeren Städten oder auch in manchen Bautzener Ortsteilen muss der künstlich angelegte Spielplatz die natürliche Umgebung ersetzen. Leider sind, abgesehen von Bautzen, viele Spielplätze wenig kindgerecht konzipiert, weil Entscheider meinen, Kinder wollten sich nur austoben. Kinder brauchen aber eine anregende Umgebung, die ihnen hilft, in unterschiedliche Rollen zu schlüpfen.Andere Kriterien
Selbstredend ist es so, dass bei der Konzeption eines Spielplatzes eine ganze Reihe von Kriterien zu beachten ist:- Sicherheit: Normen und Vorschriften zur Unfallverhütung
- Investition: Kosten der Anschaffung und der Installation
- Kosten: laufende Kosten für Inspektion, Wartung und Reparatur
- Haltbarkeit: Resistenz gegen Wettereinflüsse und Vandalismus
Noch nicht aufgeführt ist das kind- und elterngerechte Konzept des Spielplatzes, das eigentlich im Mittelpunkt stehen sollte.
Modernen Spielplatz konzipieren
Zum Glück sind Spielplätze, die aus Klettergeräten aus zusammengeschweißten Stahlrohren und allenfalls einer Rutsche bestehen, kaum noch anzutreffen. Wer moderne Spielplatzgeräte auswählen will, muss sich nicht nur zwischen unterschiedlichen Anbietern, sondern auch zwischen unterschiedlichen Materialien wie etwa Plastik und Holz oder grundsätzlich unterschiedlichen Bauprinzipien – zu denen etwa Seilspielgeräte gehören – entscheiden.Dabei sollte man jedoch stets daran denken, dass den Kindern ein Spielkonzept angeboten wird.
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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: © Zittauer Anzeiger
- Erstellt am 28.06.2022 - 12:28Uhr | Zuletzt geändert am 28.06.2022 - 13:46Uhr
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