Nachhaltiger leben ist einfach

Nachhaltiger leben ist einfachBautzen / Budyšín, 10. August 2021. Von Thomas Beier. Es gibt Leute, die verfolgen sehr vernünftige und ohne jeden Zweifel ehrbare Absichten, wenn sie sich Themen wie gesunder Ernährung, biologischer Landwirtschaft, der Gleichstellung der Geschlechter, umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, dem Ausbremsen des Klimawandels oder der Ressourcenschonung durch ein nachhaltigeres Leben widmen, das selbst auf vorbildliche Weise praktizieren und sich entsprechend engagieren.

Abb.: Blick über das Spreetal in Bautzen zur Alten Wasserkunst. Ein nachhaltigeres Leben kennt viele Ansatze, von der Begrünung über den Substanzerhalt bei Gebäuden bis hin zur Verkehrsvermeidung und andere mehr
Archivbild: © BeierMedia.de
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Andere belehren zu wollen geht schnell schief

Doch sie alle haben ein bestimmtes Risiko gemein: Gesellt sich den eigentlich meist sehr vernünftigen Überzeugungen ein gewisses Maß an Sendungsbewusstsein hinzu, können sie anderen ganz furchtbar auf die Nerven gehen. Oftmals tritt das Sendungsbewusstsein umso deutlicher zutage, je mehr es an Orientierung in komplexen Zusammenhängen fehlt und nun einmal existierende Widersprüche wegen eines schlichten Gemüts nicht ausgehalten werden.

Man könnte glatt meinen, für manche ist es der einzige Anker im Leben, sich in den eingangs genannten Themen unverrückbar zu positionieren und Andersdenkenden den Kampf anzusagen. Solchen Leuten sollte man besser aus dem Wege gehen, weil weder gute noch kluge Worte fruchten. Ist es nicht paradox, als Sexist beschimpft zu werden, weil man sich gegen die übertriebene Anwendung der Gendersprache wendet? Dabei ist doch gerade die Gendersprache selbst mit ihrer ständigen Betonung der unterschiedlichen Geschlechtsformen Sexismus in Reinkultur!

Auch wenn man sich die Zeit für fruchtlose Diskussionen lieber spart sollte das einen nicht davon abhalten, sich gelegentlich an die eigene Nase zu fassen. Damit meint der Volksmund, die Maßstäbe, nach denen man andere beurteilt, auch bei sich selbst anzulegen. Wer sich etwa über den Schottergarten des Nachbarn echauffiert darf sich freilich selbst fragen, wie es um die eigene Umweltfreundlichkeit bestellt ist, wenn der Mähroboter mit dem perfekten Rasen zugleich eine im Sinne der Artenvielfalt biologisch tote Fläche erzeugt.

Verhaltensänderung, aber wie?

Der Versuch, sein Leben von heute auf morgen gründlich zu verändern pflegt gewöhnlich zu scheitern; jeder kennt die auf Dauer nie eingehaltenen Silvestervorsätze zum Rauchen, Trinken, gesünderer Ernährung, Sport und anderem mehr. Erfolgversprechender scheint eine Politik der kleinen Schritte, an die man sich nach und nach gewöhnt, bis sie so sehr in den Alltag eingeflossen sind, dass sie zum selbstverständlichen Verhalten werden. Dazu gehört, es nicht einfach anderen nachtun zu wollen, sondern selbst über die eigenen Entscheidungen zu reflektieren, denn erst das ermöglicht die verhaltensändernden Motive.

Jüngere Leute lassen sich, so glaube ich, weder durch Schockbilder auf Zigaretten- und Tabakverpackungen noch von pauschal in Aussicht gestellten Spätfolgen wie Amputation oder Krebs davon abhalten, Zigaretten auszuprobieren und dann dabeizubleiben. Diese Spätfolgen kommen in ihrem Erleben kaum vor, ganz im Gegensatz zur Clique und zum Freundeskreis, wo man um jeden Preis dazugehören möchte. Hinzu kommt der Glaube, der junge Körper verkrafte das und man könne ja außerdem jederzeit wieder aufhören. Woran man glaubt, beeinflusst das Verhalten sehr grundlegend – dumm nur, wenn man an Falsches glaubt.

Es kommt also darauf an, sich ständig selbst zu fragen, ob man im Einklang mit seinem Körper, mit den eigenen geistigen Ansprüchen und mit seiner Umwelt lebt. Umwelt, das sind andere Menschen, Tiere und neben der natürlichen auch die technische Umwelt. Das sind freilich idealtypisch-theoretischen Ansprüche, was kann man hingegen in der Lebenswirklichkeit machen?

Nachhaltigkeit als Orientierung

Einige wenige, ganz praktische Prinzipien helfen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung, tragen also dazu bei, den ganz persönlichen ökologischen Fußabdruck, den man auf der Erde zwangsläufig hinterlässt, möglichst klein zu halten:
  1. Für gebrauchsfähige Dinge lieber einen Nachnutzer suchen, als sie in den Müll zu geben. In vielen Städten hat sich dazu eine Geben/Nehmen- oder auch Schenker-Kultur entwickelt. Man stellt die Sachen – aber bitte keinen Müll – für andere zum Mitnehmen bereit.

  2. Umgekehrt gilt das auch: Muss es immer ein Neugerät sein? Gegenstände mit Geschichte können einen ganz eigenen Charme entwickeln und sind häufig deutlich preiswerter als fabrikneue Sachen. Ein besonderes Segment sind hier Plastik-Spielsachen, die viele aus grundsätzlichen Erwägungen nicht neu kaufen, um die Produktion nicht noch zu fördern.

  3. Essen und Trinken, hier gilt: Lieber weniger und hochwertiger, etwa bei Fleisch oder, wer nicht ganz verzichten will, bei Alkohol. Grundsätzlich empfehlenswerte ist zudem, auf sogenanntes convenience food – also den Kauf bereits weitgehend vorbereiteter Speisen – zu verzichten und dafür mit frischen Grundzutaten selbst zu kochen. Das dauert oft kaum länger, ist aber viel gesünder und fast immer preiswerter.

  4. Für Heimwerker gilt ist die Entscheidung manchmal schwierig: Soll man nun natürliche Baustoffe wie Holz anderen, robusteren Materialien – Stichwort deutlich länger haltbare HPL Platten – vorziehen? Sicher spielen das Anwendungsszenario und persönliche Vorlieben eine Rolle. Zieht man bei Holz jedoch die Notwendigkeit des Holzschutzes beziehungsweise des immer wieder zu erneuernden Farbanstrichs mit ein, schlägt das Pendel eher zugunsten von pflegeleichten und bei passender Ausführung gegenüber Umwelteinflüssen resistenten und damit sehr langlebigen Materialien wie den genannten Hochdrucklaminaten (HPL steht für High Pressure Laminates) aus.

  5. Wegwerfartikel meiden, Wiederbenutzbares und Pfandartikel bevorzugen

Auf den Punkt gebracht

Mit zunehmenden Wissen wachsen die Ansprüche an ein Leben, das die Ressourcen des Planeten und die Umwelt insgesamt schont. Neben dem Klimaschutz gehört dazu der Verzicht auf kurzlebige Produkte. Dazu gehören beispielsweise elektronische Spielzeuge, die oft nur wenige Male benutzt werden.

Von Haus aus langlebige Produkte wie etwa gute Massivholzmöbel sollten möglichst lange genutzt werden. Gebraucht angeschafft sind sie zudem oft neuen Möbeln minderwertigerer Qualität vorzuziehen. Gebrauchtes sollte möglichst an andere weitergegeben und nicht weggeworfen werden.

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  • Erstellt am 10.08.2021 - 13:14Uhr | Zuletzt geändert am 10.08.2021 - 13:46Uhr
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