Ist Wassersparen ökologisch?
Bautzen / Budyšín, 5. März 2021. Schaut man sich die Alte Wasserkunst an, dann ist klar: Die Bautzener wussten ihr Wasser schon immer zu schätzen. Während es bis 1989 eine Art gesellschaftlicher Übereinkunft war, dass Wasser zu sparen sinnvoll ist, denkt mancher heute eher an den Preis, vor allem an den für das Abwasser, wenn er den Wasserhahn aufdreht oder Waschmaschine oder Geschirrspüler anwirft.
Sparen aus Einsicht oder weil es dem Geldbeutel wehtut
Tatsächlich wurden in der "DDR" für Waschmaschinen Gebrauchswert-Kosten-Analysen angefertigt und in diesem Zusammenhang der Wasserverbrauch untersucht. Im Mittelpunkt stand allerdings nicht die individuelle Verbrauchs- und damit Kosteneinsparung beim Nutzer, sondern die volkswirtschaftliche Auswirkung, beispielsweise, wie viel Trinkwassertalsperren-Kapazität angesichts von Millionen Waschmaschinen eingespart werden könnte. Dass es wegen billigster Preise außer der beim Menschen nicht sonderlich wirksamen Vernunft im Prinzip keinen Anreiz gab, mit der Ressource Trinkwasser schonend umzugehen, führte dazu, dass Bierkästen gern unter fließendem Wasser gekühlt wurden.
Heute ist das freilich, was den Wert des Wasser als grundlegendem und – wie man sagt – bestkontrolliertem Lebensmittel betrifft, anders: Wasser zu sparen macht sich deutlich im Portemonnaie bemerkbar. In Deutschland steht Trinkwasser reichlich zur Verfügung, weil vor Jahrzehnten von viel höheren Verbräuchen ausgegangen wurde als tatsächlich eingetreten. Angesichts überdimensionierter Versorgungs- und Abwassersysteme wird Wasser paradoxerweise jedoch umso teurer, je mehr es eingespart wird. Dennoch ist der Spargedanke nicht von der Hand zu weisen.
Drei Ansätze, die Einsparpotentiale erschließen:
- Wasser sparsam verwenden
Das klingt vernünftig, stößt aber im Alltag schnell an Grenzen. Wer will denn schon weniger Baden oder - immerhin wassersparender als das Wannenbad - weniger Duschen? Und das Wasservolumen des WC-Spülkastens gar zu sehr reduziert muss damit rechnen, dass die Abwasserleitungen zu wenig durchspült werden und sich Ablagerungen bis hin zur Verstopfung bilden. Die kleinen Wassersparmaßnahmen wie den Geschirrspüler nur voll gefüllt zu betreiben oder beim Zähneputzen und Händewaschen den Wasserhahn zwischendurch zu schließen bringen zwar Effekte, aber eher überschaubare. - Eigenes Wasser einspeisen
Wer über eigenes Brunnenwasser verfügt, kann dieses unter Umständen im Haus nutzen. Ein Wasserwerk, mit dem Brunnenwasser angesaugt wird und das für den nötigen Druck sorgt, gibt es für wenige hundert Euro. Im Leitungssystem darf es keinerlei Möglichkeit geben, über die das Trinkwasser aus dem öffentlichen Netz mit dem eigenen Wasser in Berührung kommt – hydraulische Trennung nennt das der Fachmann.
Es muss eine separate Wasseruhr für das eigene Wasser eingebaut werden, damit darüber die Abwassergebühren für das Eigenwasser erhoben werden können. Das kostet meist zusätzliche Ablesegebühren, außerdem muss die Uhr turnusmäßig ausgetauscht werden. Soll das Brunnenwasser nicht nur als Brauchwasser, sondern auch als Trinkwasser eingesetzt werden, sollte es unbedingt in einem Trinkwasserlabor, wie es gewöhnlich Stadtwerke unterhalten, untersucht werden. So mancher Brunnen, der vor Jahrzehnten beste Trinkwasserqualität lieferte, ist heute wegen der intensiven Landwirtschaft nitratbelastet.
Eigenes Brunnenwasser ist, anders als das Wasser aus der öffentlichen Leitung, oft nicht pH-neutral. Saures Wasser kann die Lebensdauer von Armaturen ganz erheblich verkürzen. Wegen des möglichen Eisengehalts kann sich Sanitärkeramik verfärben oder es bilden sich andere unangenehme Ablagerungen.
Unterm Strich will also gut überlegt sein, ob in eine Brunnenanlage investiert werden oder eine in die Jahre gekommene ersetzt werden soll. Da sich in Bezug auf Brunnen und die Nutzung eigenen Wassers die Vorschriften unterscheiden, sollte beim Gedanken an eine ganz neue Anlage der erste Gang zu Kommune führen, um die rechtlichen Voraussetzungen zu klären. Auch der Abwasserentsorger und gegebenenfalls der Trinkwasserversorger haben ein Wörtchen mitzureden.
Ähnlich liegen die Verhältnisse übrigens bei der Regenwassernutzung, nur dass hier die Aufbereitung zu Trinkwasser wohl erst recht nicht lohnt, sondern nur eine Brauchwassernutzung infrage kommt. An die Stelle des Brunnens tritt dann als wesentlichster Unterschied eine Zisterne, in der Regenwasser gespeichert wird. Wichtig ist hier ein Regenwasserfilter, das Verschmutzungen wie etwa Laub und damit auch den Nährboden für Bakterien und Schimmelpilze sowie andere Partikel fernhält. Wer jetzt stutzt: Umgangssprachlich sagt man der Filter, fachsprachlich jedoch das Filter. - Wasser für den Garten
Wer regelmäßig Pflanzen oder den Rasen bewässern muss und vielleicht extra noch gern mit einem Hochdruckreiniger arbeitet, für den wäre es sehr unvorteilhaft, für das nötige Wasser auch die Abwasserableitung und -aufbereitung zu bezahlen: Immerhin versickert das Wasser ja vor Ort. Hier hilft ein Gartenwasserzähler, mit dem erfasst wird, wie viel Trinkwasser direkt in die Umwelt gelangt ist, ohne dass eine Abwasserbehandlung nötig geworden wäre.
Allerdings ist besonders die Grundstücksbewässerung geradezu prädestiniert, vorhandenes Brunnenwasser zu nutzen – die Frage nach Verbrauchsmessung und Abwassergebühren steht dann nicht. Hier geht es nur darum, ob sich – die örtlichen rechtlichen Gegebenheiten vorausgesetzt – die Anlage eines eigenen Brunnens lohnt. Neben der Investition in die Bohrung und den Ausbau entstehen Wartungskosten, etwa für das Ventil der Saugleitung, zudem können Brunnen versanden und, wenn unzureichend gesichert, eine Gefahr darstellen.
Für Grundstücksbesitzer oft die einfachste Lösung ist jedoch tatsächlich die Regenwassernutzung. Regenwasser zu filtern und im einfachsten Falle in einer Tonne aufzufangen ist technisch einfach und sehr preiswert. Wer größere Wassermengen speichern möchte, kann eine vorgefertigte Zisterne vergraben und hat zudem den Vorteil der Frostsicherheit. Das ist bei der Brauchwassernutzung etwa für die WC-Spülung Voraussetzung, erspart aber im Garten zudem das Ablassen der Vorratstonnen vor der Frostperiode.
Leitungsnetze brauchen Durchfluss
Ein Aspekt muss unbedingt erwähnt werden: Die öffentlichen Wasserversorger sehen die Nutzung privaten Brunnenwassers oder von Regenwasser zumindest im Wohnbereich kritisch, sinkt dadurch doch die Durchflussmenge in denen eigenen Leitungsnetzen. Weniger Durchfluss verstärkt aber die Gefahr von Ablagerungen und Keimbildung, häufigere Rohrspülungen werden nötig. An hochwertigem Trinkwasser, das zudem sehr preiswert ist, herrscht, wie bereits angeführt, in Deutschland insgesamt kein Mangel. Auch daran sollte gedacht werden, wenn es um Eigenwassernutzung im Haus geht. Hochwertiges Trinkwasser allerdings auf dem Rasen zu versprengen, ergibt nun wirklich keinen Sinn, hier wird in den meisten Fällen Regenwasser die erste Wahl sein.Zur Ausgangsfrage: Trinkwasser nicht verschwenderisch zu nutzen, ist freilich ökologisch. Angesichts des Klimawandels könnten die überdimensionierten Trinkwasserspeicher neue Bedeutung gewinnen, um die Versorgung in Trockenperioden zu sichern, was sparsamen Verbrauch voraussetzt. Öffentliches Leitungswasser jedoch um jeden Preis in Gebäuden durch Brunnen- oder Regenwasser oder, wo es möglich ist, durch Oberflächenwasser zu ersetzen, ist unter Umständen weder technisch noch finanziell sinnvoll, ein ökologischer Effekt dürfte kaum gegeben sein.
Ökologisch und zugleich finanziell wirksam ist es jedoch, Wasser, das vor Ort versickert, auch vor Ort zu gewinnen. Wo kein Brunnen oder ein Oberflächengewässer, bei dem die Entnahme zulässig ist, vorhanden sind, bietet die Regenwassernutzung einen ökologischen, technisch einfachen und kostengünstigen Weg.
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- Quelle: Thomas Beier | Fotos: © BeierMedia.de
- Erstellt am 05.03.2021 - 12:05Uhr | Zuletzt geändert am 05.03.2021 - 12:37Uhr
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