Bautzener Wenzelsmarkt abgesagt
Bautzen / Budyšín, 13. Oktober 2020. Es gibt Meldungen, da fällt es schwer, sie einzuordnen: Ist die heute bekanntgewordene Absage des überaus traditionsreichen Bautzener Wenzelsmarktes ein Ereignis, das vor allem die Kultur, die Gesundheit oder die Wirtschaft berührt? Vor allem ist es wohl die Frage einer Gesellschaft, die einer drohenden Pandemie mit Vorsicht und Vernunft begegnet. Die Ausweichvariante, anstelle des angestammten Platzes in der Altstadt mit dem Markt auf den größeren Schützenplatz umzuziehen, wo zeitgleich 999 Besucher hätten anwesend sein können, ist nach neuen Auflagen des Gesundheitsamtes nicht mehr realisierbar.
Für weihnachtliche Stimmung soll in Bautzen dennoch gesorgt werden
Erleichtert hatte die Bautzener Stadtverwaltung Ende September die Bestimmungen des Freistaates Sachsen zur Durchführung von Weihnachtsmärkten aufgenommen: Unter Einhaltung eines Hygienekonzeptes sollte der Bautzener Wenzelsmarkt auf dem Schützenplatz stattfinden. Inzwischen hat sich jedoch die Corona-Situation auch im Landkreis Bautzen verschärft, weshalb das Gesundheitsamt deutlich strengere Auflagen erteilen musste als im September absehbar war. Konsequenz: Heute hat sich die Stadtverwaltung Bautzen Vertretern der Weihnachtsmarkthändler gesprochen und dann entschieden, dass unter den neuen Bedingungen der Bautzener Wenzelsmarkt in diesem Jahr nicht stattfinden kann.
Für Oberbürgermeister Alexander Ahrens und die anderen Beteilgten war das eine schwierige, aber unausweichliche Entscheidung: "Wir haben die vergangenen Monate genutzt, um die möglichen Risiken und den zu erwartenden Nutzen sorgfältig abzuwiegen und bis zuletzt an der Planung des Wenzelsmarktes festgehalten. Nachdem wir uns in den vergangenen Tagen intensiv mit dem Gesundheitsamt über das aktuelle Infektionsgeschehen ausgetauscht haben, müssen wir uns jedoch eingestehen, dass wir die verschärften Hygieneauflagen nicht erfüllen können."
Erst Ende September hatte die Stadtverwaltung Bautzen bekanntgegeben, dass der 637. Bautzener Wenzelsmarkt diesmal auf dem Schützenplatz stattfinden soll. Dieser große Veranstaltungsplatz hätte es ermöglicht, die nötigen Abstände einzuhalten. Ein umfangreiches Gesundheitskonzept hatten die Organisatoren bereits beim Gesundheitsamt eingereicht. Nachdem die Infektionszahlen im Landkreis Bautzen die Grenze von 20 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche überschritten hatten, musste das Gesundheitsamt das eingereichte Hygienekonzept besonders kritisch prüfen und trat als Folge mit entsprechend restriktiven Auflagen an die Stadtverwaltung heran. In den vergangenen Tagen standen Stadtverwaltung und Landratsamt dazu im ständigen Austausch. Zu einer Gesprächsrunde mit Händlern und Gastronomen des Wenzelsmarktes, die am 12. Oktober 2020 im Rathaus stattfand, lagen dann alle Fakten auf dem Tisch.
Das Gesundheitsamt forderte beispielsweise zusätzlich zu Einrichtung eines Einbahnstraßensystems das Sicherheitspersonal deutlich aufzustocken. Dieses solle nicht nur an den Ein- und Ausgängen das Markttreiben im Blick behalten, sondern auf dem gesamten Gelände prüfen, ob die Besucher die geforderten Mindestabstände zu jedem Zeitpunkt einhalten. Erschwerend käme hinzu, dass an jedem Stand, der Speisen oder Getränke verkauft, eine elektronische Kontaktverfolgung einzurichten gewesen wäre. Die dafür nötigen technischen Voraussetzungen hätten binnen kurzer Zeit geschaffen werden müssen.
Selbst diese Maßnahmen hätten die Organisatoren und Händler nicht vor einem erheblichen Restrisiko geschützt: Das Gesundheitsamt hatte darauf hingeiwesen, dass der Wenzelsmarkt jederzeit geschlossen werden könne, falls während der Markttage die Infektionszahlen weiter so steil anstiegen wie in diesen Tagen.
Unter diesen Umständen den Bedarf an Personal und Waren zu planen, wäre für die Händler und Gastronomen eine enorme Herausforderung. Nicht nur sie müssten sich unter den aktuellen Bedingungen einem großen finanziellen Risiko aussetzen. Auch die Stadtverwaltung als Organisatorin der Veranstaltung müsste mit Mehrkosten in Höhe von ca. 150.000 Euro rechnen. Diese würden unter anderem für die unausweichliche Umzäunung des Geländes, zusätzliche Sicherheitskräfte und elektronische Systeme zur Nachverfolgung anfallen.
Unter dem Strich halten die Bautzener Stadtverwaltung und die Wenzelsmarkt-Händler die Absage für den einzig möglich Weg. "Wir setzen alles daran, trotz der widrigen Umstände eine stimmungsvolle Atmosphäre im Advent zu schaffen", so Andreas Hennig vom Kulturbüro der Stadt Bautzen. Neben dem großen Weihnachtsbaum, der traditionell auf dem Hauptmarkt aufgestellt wird, wird auch der Kreisverkehr Schliebenstraße wieder im Licht zahlreicher Herrnhuter Sterne erleuchten. Eine Überraschung soll es auf der Reichenstraße, der Bautzener Shopping-Meile, geben: Bautzener Kinder gestalten farbenfroh-leuchtende Kugeln, die in der Fußgängerzone für weihnachtliche Atmosphäre sorgen werden.
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- Quelle: red | Foto: © BeierMedia.de
- Erstellt am 13.10.2020 - 22:17Uhr | Zuletzt geändert am 13.10.2020 - 22:52Uhr
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