Bautzen handelt

Bautzen / Budyšin, 15. September 2016. Nach den Gewaltausbrüchen auf dem Bautzener Kornmarkt in der in der Nacht vom 14. zum 15. September gaben Polizei, Landratsamt Bautzen und Stadt Bautzen gestern Nachmittag eine gemeinsame Pressekonferenz. Dabei waren der Leitende Kriminaldirektor Klaus Mehlberg (stellvertretender Leiter der Polizeidirektion Görlitz), Polizeidirektor Uwe Kilz (Leiter des Polizeireviers Bautzen), Polizeioberkommissar Thomas Knaup (Pressesprecher der Polizeidirektion Görlitz), Udo Witschas als Vertreter des Landrates und Dr. Robert Böhmer als Stellvertreter des Bautzener Oberbürgermeisters Alexander Ahrens.

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Alkoholverbot auf dem Kornmarkt?

Polizeidirektor Kilz schilderte einleitend kurz, was sich in der Nacht abgespielt hatte. Ab 20.50 Uhr gingen Anrufe in der Leistelle ein, in denen davon die Rede war, dass sich ungefähr 80 teils "eventbetonte" deutsche Jugendliche im Umfeld des Kornmarktes treffen. Auf dem Kornmarkt kam es dann zu verbalen und teils handgreiflichen Auseinandersetzungen mit etwa 20 jungen Asylbewerbern, die derzeit als "Unbegleitete" in einer Bautzener Asylunterkunft wohnen.

Die Polizei war sehr schnell vor Ort und trennte die beiden Gruppierungen teils mit Gewalt. Dabei flogen aus den Reihen der Asylbewerber auch Flaschen und Holzlatten. Die Flüchtlinge flüchteten dann in Richtung ihrer Unterkunft, wurden aber auf der Friedensbrücke erneut von den deutschen Jugendlichen aufgehalten.

Der Polizei gelang es wiederum, eine weitere Eskalation zu unterbinden und begleitete die Asylbewerber in die naheliegende Unterkunft, wo sie gemeinsam mit dem Wachschutz des Objektes die Sicherung der Asylunterkunft übernahm.

Während der Aktionen haben die die Polizeibeamten - teils zum Selbstschutz - Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Gegen 22.50 Uhr entspannte sich die Situation vor Ort, kurz vor 3 Uhr beendete die Polizei ihren Einsatz.

Ergebnisse des Polizei-Einsatzes

Von mehreren Personen wurde die die Personalien aufgenommen, die Auswertung der kriminaltechnischen Ermittlungen läuft noch. Da die Aktion in den sozialen Netzwerken anders als üblich erst sehr kurzfristig öffentlich wurde, hatte die Polizei nur eine sehr eingeschränkte Vorbereitungszeit. Trotzdem zeigte sich der Revierleiter mit der Arbeit seiner Mitarbeiter sehr zufrieden.

Ausländer in Bautzen

Witschas verwies darauf, dass es in der Stadt Bautzen derzeit 1.800 Ausländer gibt, 630 davon seien Asylbewerber. Unter ihnen gibt es 30 unbegleitete Minderjährige, die spätestens vorgestern in den Fokus gerieten.

Die geforderte Umsetzung in eine andere Unterkunft lehnte Witschas kategorisch ab: Er wolle das Problem nicht verschieben. Vielmehr soll es eine erneute Belehrung über das Alkoholverbot und ein Verbot, das Haus nach 19 Uhr zu verlassen, geben. Nach seiner Überzeugung müssen den jungen Menschen die Regeln aufgezeigt werden. Darin sieht er explizit eine Aufgabe seiner Behörde. Unabhängig davon wurden heute 4 Asylbewerber, die bereits im Vorfeld auffällig waren, in andere Einrichtungen außerhalb der Stadt verlegt.

Das tut die Stadt Bautzen

Bürgermeister Böhmer nannte die aktuelle Entwicklung als verstörend. Es sei nicht hinnehmbar, dass das Sicherheitsgefühl der Bautzener beeinträchtigt wird. Böhmer stellte den Einsatz von Streetworkern in Aussicht. Auch gemeinsame Streifen von Polizei und städtischem Ordnungsamt soll es geben.

Revierleiter Kilz bestätigte, dass Polizei und Stadt seit Anfang September dazu im Gespräch sind. Zudem kündigte er zunehmende Polizeipräsenz vor Ort an sowie eine personelle Verstärkung der Einsatzkräfte an. Gleichzeitig brachte er die Verhängung eines Alkoholverbotes ins Spiel. Darüber müssen nun die Stadtverwaltung und die Stadträte entscheiden.

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Kommentare Lesermeinungen (1)
Lesermeinungen geben nicht unbedingt die Auffassung der Redaktion, sondern die persönliche Auffassung der Verfasser wieder. Die Redaktion behält sich das Recht zu sinnwahrender Kürzung vor.

Bautzen macht traurig

Von Lydi am 17.09.2016 - 14:06Uhr
Bautzen - kenne ich seit 1978. Eine gemütliche,interessante Ecke, in der Deutsche und Sorben miteinander gut und friedlich zusammenleben.

Traurig ist, was man gerade zum Kenntnis bekommt. Hoffentlich kehrt die Ruhe zurück.

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  • Quelle: red | Foto: © Bautzner Anzeiger
  • Erstellt am 16.09.2016 - 00:12Uhr | Zuletzt geändert am 13.08.2019 - 15:10Uhr
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