Bautzen und seine Plagen

Bautzen / Budyšin, 15. September 2016. Update 11.22 Uhr. Nein, von wenigen Leuten kann man nicht mehr sprechen, wenn man sich die Geschehnisse der vergangenen Tage auf dem Bautzener Kornmarkt ansieht. Links- und National-/Rechtsorientierte geraten hier ebenso aneinander wie vermeintliche Patrioten und Asylbewerber. Außerdem sollen am vergangenen Freitag rund vier Dutzend Nazianhänger das Steinhaus, ein Kulturzentrum, belagert haben. Nun zeigt der Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens klare Kante, doch viel mehr, als die zu Tage tretenden Symptome der gesellschaftlichen Verwerfungen und zunehmenden Polarisierung zu bekämpfen, steht nicht in seiner Macht.

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Wirksame Maßnahmen sollen öffentlichen Raum schützen

In einem Statement von gestrigen Tage verurteilt Oberbürgermeister Ahrens die zunehmende Gewalt zwischen einzelnen sozialen Gruppierungen in der Stadt auf das Schärfste und zwar "ganz unabhängig davon von wem – ob Milieu, Asylbewerber oder andere Gruppierungen – sie im einzelnen Fall auch ausgehen mag".

Er nehme die Hinweise von Bürgern, Gewerbetreibenden und Touristen sehr ernst, so das Bautzener Stadtoberhaupt. Ahrens hat seine Verwaltung angewiesen, zwei Handlungsfelder zu prüfen und nach Möglichkeit Maßnahmen auf dem Kornmarkt einzuleiten:

  1. Den präventiven Einsatz von Streetworkern. Hier sieht der Oberbürgermeister der Spreestadt die Zusammenarbeit mit der Bautzener Landkreisverwaltung als zwingend an.

  2. Verstärkter Streifendienst der Mitarbeiter des Ordnungsamtes gemeinsam mit Polizeibeamten
Angesichts der zugespitzen Situation gehe es jetzt um eine wirksame Vorgehensweise mit dem Ziel, den Kornmarkt wieder angstfrei nutzen zu können.

Außerdem bitte Oberbürgermeister Ahrens die Bautzener, die Kriminalpolizei bei der Suche nach Zeugen des Vorfalls vom Dienstagabend zu unterstützen, als ein 32-Jähriger verletzt wurde und wünscht dem Geschädigten gute und vollkommene Genesung.


Kommentar:

Hat etwa jemand erwartet, die zunehmende Internationalisierung - die nichts anderes meint als immer intensiveren Austausch in allen Wirtschafts-, Kultur- und Lebensbereichen, nicht zuletzt auch in der Information - mache vor den Menschen halt?

Die Flüchtlingswelle des Vorjahres ist nur das auffällige Zeichen einer Entwicklung, die seriöse Zukunftsforscher seit langem vorausgesagt haben: Das Drängen von Menschen aus anderen Kulturbereichen in die von hohem Wohlstand geprägten gefestigen Staaten. Neben der damit einhergehenden räumlichen Koexistenz unterschiedlicher Ethnien, Religionen, Kulturen und Traditionen wird es in jeder Beziehung zu einer stärkeren Durchmischung kommen.

Für jene, die sich als Alteingessene fühlen, entstehen neue Herausforderungen, wie sie für junge Menschen heute selbstverständlich sein sollten:
  • Lernen Sie Sprachen! Das geht viel einfacher, wenn man andere Sprachen nicht als Fremdsprachen, sondern als Erweiterung der eigenen Ausdrucksmöglichkeiten versteht. Als Minimum ist Englisch Pflicht! Und wenn es zuerst nur wenige Worte sind: Es geht darum, anzufangen!
  • Suchen Sie selbst aktiv den Kontakt zu Asylbewerbern und zu Zugezogenen!
  • Reisen Sie! Aber bitte nicht ins abgeschlossene Urlaubsresort, sondern auf eigene Kappe!

Und noch eins: Niemand nimmt Arbeitsplätze weg, vor allem jenen nicht, die sich bislang noch keinen genommen haben,

meint Ihr Thomas Beier


Update vom 15. September 2016

Vor wenigen Minuten hat sich der Bautzener Oberbürgermeister Thorsten Ahrens nochmals geäußert:

Liebe Bautzenerinnen und Bautzener,

nachdem ich mich gestern bereits zu den Vorfällen auf dem Kornmarkt vom Montag und Dienstag geäußert habe, haben sich die Ereignisse in der vergangenen Nacht überschlagen.

Ich bin wütend und entsetzt. Ich verurteile die Gewalt – und das sage ich in aller Deutlichkeit, unabhängig von wem sie ausgeht – auf das Schärfste. Ebenso verurteile ich die Versuche, auf eigene Faust für Ordnung in der Stadt zu sorgen. Das Gewaltmonopol liegt in unserem Staat bei der Polizei – und daran gibt es keinen Deut zu rütteln.

Ich erhalte derzeit zahlreiche Anfragen von Medien und arbeite intensiv daran, zu diesen Ereignissen Rede und Antwort zu stehen. Diese müssen gründlich aufgeklärt werden – dazu bin ich mit der Polizei bereits im Gespräch. Den Beamten danke ich für ihren erneuten Einsatz in der Nacht.

Ich habe meine Dienstreise nach Düsseldorf abgebrochen und bin auf dem Weg nach Bautzen. Zum Schluss lassen sie mich noch klar sagen: Ich liebe diese Stadt – und das bleibt auch so. Wir werden die Situation in Griff bekommen.

Ihr Alexander Ahrens
Oberbürgermeister der Stadt Bautzen


Update:
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  • Quelle: red | Kommentar: Thomas Beier | Fotos: © Bautzner Anzeiger
  • Erstellt am 15.09.2016 - 09:57Uhr | Zuletzt geändert am 09.07.2021 - 11:54Uhr
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